Stuttgart 21, die Verlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofes in den Untergrund, hätte eigentlich 2008 eingeweiht werden sollen. Doch wie viele andere Infrastrukturprojekte leidet auch dieses Großprojekt unter massiven zeitlichen Verzögerungen und enormen Kostensteigerungen gegenüber der Ursprungsplanung, der Baubeginn konnte in Stuttgart Ende 2009 überhaupt erst beschlossen werden, eine Fertigstellung ist nicht vor 2020 wahrscheinlich. Die vorliegende universitäre Studie untersucht die Gründe für dieses Phänomen anhand der Planungsphase und des bisherigen Projektverlaufs. Schon anhand der vorgeschriebenen Planungsschritte wird der Hauptknackpunkt deutlich: während Machbarkeitsstudie, Vorprojekt, Rahmenplan und Raumordnungsverfahren exakt in den dafür vorgesehenen Zeitfenstern durchgeführt wurden, konnte bereits im ersten Schritt des Planfeststellungsverfahrens kein Termin mehr gehalten werden: er startete über drei Jahre später als vorgesehen. Stuttgart 21 soll nicht nur ein durchgängiger Ersatz des bisherigen Kopfbahnhofes sein, sondern einen unterirdischen Schienenring bilden, der Züge aus allen Himmelsrichtungen aufnimmt. Zusätzlich soll das S-Bahn-Netz eingebunden werden, und es sind diverse Wartungseinrichtungen, eine Flughafenanbindung und neue Gleise auf der Oberfläche vorgesehen. Diese Vielfalt bedingt eine Vielzahl an direkt Beteiligten, die Stadt, das Land, der Bund und die Deutsche Bahn sind an der Finanzierung beteiligt. Daneben gab es sehr viel Widerstand in der Öffentlichkeit der Stadt mit entsprechenden Aktivitäten der verschiedenen politischen Gruppen, und schließlich mischt auch die EU noch mit. Anders als die Vorgängerregierung stand das Bündnis aus SPD und Grünen in der Bundesregierung zwischen 1998 und 2005 dem Projekt gegenüber nicht so positiv eingestellt, und die Bahn kämpfte im Zuge der Privatisierung um die Finanzgrundlage. Danach setzte der zuständige Verkehrsminister eher auf Investitionen in den neuen Bundesländern. Schließlich gab es Irritationen zwischen den Projektpartnern. Die üblichen Probleme im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung und der Bürgerbeteiligung waren da nur noch ein zusätzliches Problem. Auch wenn die durchgeführte Risikoanalyse die Anteile dieser Faktoren nicht exakt quantifizieren konnte, so wird doch deutlich, dass zum einen die willkürlichen Entscheidungen im politischen Wechselfeld der Macht ein großes Problem für Langzeitprojekte darstellen, und dass eine Einbindung der Bevölkerung mit Überzeugungsarbeit für die Notwendigkeit eines Projektes der Planung vorangestellt werden muss. Vom Ablauf her wird empfohlen, die Öffentlichkeitsbeteiligung und andere zeitintensive Teile des Planfeststellungsverfahrens bereits im Zuge der Raumordnung durchzuführen, damit der eigentliche Projektablauf zügig und damit auch finanziell besser absehbar durchgezogen werden kann.


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    Title :

    Stuttgart 21 - Kostensprünge und Verzögerungen. Warum der Bahnhof immer noch nicht unter der Erde ist


    Additional title:

    Project Stuttgart 21 - cost overruns and delays


    Contributors:

    Published in:

    Publication date :

    2009


    Size :

    6 Seiten, 7 Bilder, 26 Quellen



    Type of media :

    Article (Journal)


    Type of material :

    Print


    Language :

    German




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