Im vorliegenden ersten Teil einer Dissertation werden die vorhandende Modelle für die Reaktionszeit des Autofahrers, insbesondere beim Bremsvorgang, erläutert. Die Grundlage bildet das um 1980 entwickelte Kölner Modell. Dort wurde der Notbremsvorgang unterteilt in Blickzuwendungszeit, Reaktionsgrundzeit, Umsetzzeit, Ansprechzeit und Schwellzeit; die beiden letzten Faktoren betreffen die Bremse und werden deshalb hier nicht weiter verfolgt. Die Summe von Reaktionszeit und Umsetzzeit wird auch als Mindestreaktionszeit bezeichnet. Sie betrug beim Kölner Modell laut Literatur 0,4 bis 0,8 s. Beim Test hatten die Versuchspersonen die Weisung, mit dem eigenen Pkw hinter dem Fahrzeug des Versuchsleiters her zu fahren und zu bremsen, sobald seine Bremslichter aufleuchteten. Die Testsituation war demnach lebensnah, aber unkompliziert: Tageslicht, Geradeaus-Blick, ein gut sichtbares Objekt, eine trockene Straße und kein Konflikt zwischen Entscheidungsmöglichkeiten. Zur Vertiefung wurden deshalb von Eckert, Carraro und Rönitsch an der TU Dresden schwierigere Bedingungen in Versuchsanlagen nachgestellt. Unter Variation von Umfeldleuchtdichte, Kontrast und Blickwinkel sowie unter Ablenkung durch andere Eindrücke wurde der hell oder dunkel gekleidete Fußgänger, der auf die Fahrbahn tritt, simuliert. Jetzt betrug die Mindesreaktionszeit schon 0,8 bis 1,05 s bei geringem Kontrast und 0,65 s und 0,8 s bei hohem Kontrast. Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist auch die Altersabhängigkeit. Bei niedrigem Kontrast benötigten Versuchspersonen über 30 eine wesentlich höhere Reaktionszeit von bis zu 1,8 s (wird fortgesetzt).
Reaktionszeiten im Straßenverkehr, Teil 1
Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik ; 45 , 11 ; 300-307
2007
8 Seiten, 5 Bilder, 57 Quellen
Article (Journal)
German
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