Bei der Entwicklung von Stahlfeinblechen für den Automobilbau besteht zum einen ein Bedarf an immer besser umformbaren weichen Stählen, mit denen auch komplexeste Geometrien prozesssicher hergestellt werden können. Andererseits werden zur Gewichtsverminderung und zur Verbesserung der Insassensicherheit höher- und höchstfeste Stahlwerkstoffe benötigt. Höchste Festigkeiten bei gleichzeitig hohen Dehnungen werden mit Mehrphasenstählen erreicht, die bei der Umformung eine Gefügeumwandlung erfahren. Stähle mit dem TRIP-Effekt (Transformation Induced Plasticity) und mit dem TWIP-Effekt (Twinning Induced Plasticity) enthalten in einer ferritischen Grundmasse Bainit-Inseln und einen geringen Anteil an Rest-Austenit. Bei der Umformung wandelt sich der Austenit zu Martensit um, wodurch eine hohe Gleichmaßdehnung und Kaltverfestigung erreicht werden. Die hochmanganhaltigen TWIP-Stähle enthalten 15 bis 30 % Mn. Werden diese Stähle bei Raumtemperatur umgeformt, so tritt mechanische Zwillingsbildung auf. Die bei der Kaltumformung erreichbaren Dehnungen liegen bei über 60 % bei einer Zugfestigkeit von mehr als 590 MPa. Ein anderer TWIP-Stahl mit einer Zugfestigkeit von über 1400 MPa ermöglicht 35 % Dehnung. Zur Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit werden Stahlfeinbleche mit schweißgeeigneten organischen Korrosionsschutzprimern, aber auch mit neuartigen metallischen Zink-Magnesium-Überzügen entwickelt. Die hochfesten austenitischen nichtrostenden Stähle X8CrMnNi19-6-3 und X13CrMnNi19-7-2 erweitern das Anwendungsspektrum der nichtrostenden Stähle im Automobilbau. Neue Produkte und Verarbeitungstechnologien wie Tailor Welded Blanks, Patchwork Blanks, Tailor Rolled Blanks, Tailored Tubes oder das Presshärten borlegierter Stähle wie 22MnB5 werden vorgestellt. Beim Presshärten wird die austenisierte Platine warm umgeformt und im Werkzeug abgeschreckt. Pressgehärtete Teile können Festigkeiten bis zu 1500 MPa erreichen und weisen keine Rückfederung auf. Die von der Stahlindustrie entwickelten Stahlleichtbaukonzepte ATLAS (Lightweight Autobodies in Steel), NSB (NewSteelBody) und ABC (Arcelor Body Concept) werden vorgestellt.
Heutige und zukünftige Stahllösungen für Karosserien
Actual and future steel solutions for car bodys
MP Materialprüfung ; 47 , 11/12 ; 642-649
2005
8 Seiten, 8 Bilder, 17 Quellen
Article (Journal)
German
Heutige zukünftige Stahllösungen für Karosserien
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