Für die Beurteilung der ökologischen Vorteilhaftigkeit von Bauteilalternativen hat sich die ganzheitliche Bilanzierung bewährt. BMW setzt dieses Instrument gezielt in der Fahrzeugentwicklung ein. Im Rahmen einer ganzheitlichen Screening-Bilanzierung wird untersucht, ob die höheren ökologischen Aufwendungen zur Herstellung einer Aluminiumkarosserie gegenüber einer Stahlkarosserie eines effizient angetriebenen Kompaktfahrzeuges durch Einsparungen während der Nutzung und des Recyclings überkompensiert werden können. Das Gesamtergebnis wird entscheidend durch die mittels Leichtbau zu erzielende Kraftstoffeinsparung geprägt, In einem analytischen Ansatz werden hierzu Kraftstoffeinsparungskoeffizienten abgeleitet, die zwischen 0,35 und 0,48 l/(100 kg x 100 km) für benzinbetriebene und 0,29 und 0,33 l/(100 kg x 100 km) für dieselbetriebene Fahrzeuge der Mittel- und Oberklasse liegen. Auf Basis dieser Werte wird ein Minderverbrauch zwischen 0,19 und 0,26 l/(100 kg x 100 km) für ein 3,3-Liter-Auto mit Stahlkarosserie (Gewicht 884 kg) abgeschätzt. Das Ergebnis der ganzheitlichen Bilanzierung verdeutlicht, dass die Aluminiumkarosserieszenarien in den Umweltkategorien Energieaufwand, Treibhauspotential und Ressourcenabbau trotz des geringeren Fahrzeugverbrauchs aus lebenswegübergreifender Sicht schlechter abschneiden können als eine vergleichbare Stahlkarosserie. Bei Fahrzeugen der Kompaktklasse besteht beim Einsatz von energieintensiven Leichtbauwerkstoffen infolge der geringeren Verbrauchseinsparung sowie der eingeschränkten Kilometerlaufleistung eine erhöhte Gefahr einer gesamtökologisch unvorteilhaften Verlagerung der Umweltlasten in die Herstellungsphase.
Die ökologischen und ökonomischen Grenzen des Leichtbaus
1999
25 Seiten, 16 Bilder, 2 Tabellen, 13 Quellen
Conference paper
German
Die oekologischen und oekonomischen Grenzen des Leichtbaus.
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