Ausgangspunkt der Betrachtungen sind die Probleme der neuen Bundesländer, wo 70 % der Unternehmen des produzierenden Gewerbes weder eine eigene Forschung noch eine Bindung zu Forschungseinrichtungen haben. Daher wird auch von den werkstofferzeugenden Kapazitäten, dem Potential und dem in Ostdeutchland vorhandenen technischen Stand ausgegangen. Auch dort besitzt die verkehrstechnische Industrie einen hohen Stellenwert, wobei die Entwicklungen vor allem von den Anforderungen des Leichtbaus bestimmt werden. Den Hauptanteil der Feinblechstahlsorten stellen die weichen Stähle nach Euronorm EN 10130 vom vakuumentkohlten Interstitial Free (IF)Stahl FeP06 mit besten Umformkennwerten bis zum FeP0l, nach DIN 1623 bisher als St 12 bezeichnet. Die Forderung der Industrie nach höherfesten Stählen mit verringerter Blechdicke zur Gewichtsreduzierung hat zur Entwicklung verschiedener höherfester Stahlkonzepte geführt, die z.B. durch die mikrolegierten Stähle und phosphorlegierten Stähle repräsentiert werden. Der natürliche Abfall der Umformbarkeitswerte, wie z.B. der Bruchdehnung, mit steigender Festigkeit sollte möglichst gering sein. Bessere Umformbarkeit und weitere Festigkeitssteigerungen lassen sich durch Gefügehärtung wie bei der Dual-Phasen-Stählen und den teilmartensitischen Stählen, die durch noch höhere Martensitgehalte als bei den DP-Stählen gekennzeichnet sind, erzielen. Der Einsatz neuer bzw. weiterentwickelter Werkstoffe wird oftmals erst mit der Verfügbarkeit moderner Umform- und Fügeverfahren möglich. Tailored Blanks, d.h. maßgeschneidert Bleche, als Kombination von z.B. weichen Tiefziehstählen und ein oder mehreren Stählen aus der höherfesten Stahl-Palette wurden erst möglich durch den Einsatz von Laser- oder Quetschnahtschweißung. Das Angebot an Strukturwerkstoffen für den Schienenfahrzeugbau erweitert sich ständig. Unter dem Gesichtspunkt 'Die leichte Bahn' laufen gegenwärtig Entwicklungen von neuartigen Seitenwänden in Stahlbauweise für ICE-Mittelwagen. Dafür wurden Höckerplatten und Trapezplattenvarianten entwickelt.
Werkstoffe und Umformtechnik - Forschung und Entwicklung als Basis für den Industriestandort Deutschland
1995
23 Seiten, 8 Bilder, 20 Quellen
Conference paper
German
Die Herausforderung an den Fahrzeugingenieur im Industriestandort Deutschland
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