Die Entwicklung des elektrischen Eisenbahnverkehrs in Europa war am Anfang von einer verwirrenden Vielfalt gekennzeichnet. Erst allmählich etablierten sich vier Stromsysteme, wobei das 15 kV, 16-2/3-Hz-Wechselstromsystem zunächst die weiteste Verbreitung fand und heute in Deutschland, Schweden, Finnland, Österreich und der Schweiz etabliert ist. Zu Beginn der fünfziger Jahre waren in Europa rund 37 % aller elektrischen Bahnen mit 1,5 kV oder mit 3 kV Gleichstrom elektrifiziert. Die Nachteile dieses Systems machten sich vor allem auf langen und stark frequentierten Hauptstrecken bemerkbar, da hier große Leitungsquerschnitte und ein enger Abstand zwischen den Einspeisungsstellen notwendig waren. Dieser betrug auf der Strecke Paris-Lyon lediglich 8 km. Aus technischer Sicht kann heute das 25 kV-/50-Hz-System als das fortschrittlichste bezeichnet werden. Es benötigt kein eigenes Bahnstromversorgungsnetz und eignet sich besonders für den Hochgeschwindigkeitsverkehr. Trotzdem werden selbst heute noch Gleichstromnetze für den Schnellverkehr auf Neubautrassen aufgebaut (Italien). Spanien verwendet für den Hochgeschwindigkeitsverkehr 25 kV, 50 Hz. Auf diese Weise soll es in Zukunft möglich sein, Züge ohne Stromwechsel von Madrid bis Paris fahren zu lassen. Schon in den sechziger Jahren war man zu der Überzeugung gelangt, daß zur Überwindung von Stromsystemgrenzen der Einsatz von Mehrsystemfahrzeugen eine geeignete Lösung darstellt. Sie sind zwar in der Herstellung teurer und weniger leistungsfähig, dafür kann man aber auf den Bau aufwendiger Systemwechselbahnhöfe verzichten.
Die Stromsysteme der europäischen Bahnen
The electric power systems of European railways
Der Eisenbahningenieur ; 46 , 3 ; 156-160
1995
5 Seiten, 1 Bild
Article (Journal)
German
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