In naturalistischen Fahrverhaltensbeobachtungen werden Fahrdaten während alltäglicher Fahrten aufgezeichnet und analysiert. NDS zeichnen sich durch eine hohe Augenscheinvalidität aus: Die Fahrer nutzen das Testfahrzeug im Untersuchungszeitraum nach eigenem Belieben. Während der Fahrten ist kein Versuchsleiter anwesend. Man geht davon aus, dass die Fahrer nach einiger Zeit die Datenaufzeichnung vergessen und ein natürliches Verhalten beim Fahren zeigen. Die im Rahmen eines FAT-Forschungsprojekts am Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVW) durchgeführten Auswertungen zum Thema Telefonieren beim Fahren illustrieren das Potenzial der Methode, aber auch die Herausforderungen bei der Datenanalyse. Es wurden die beiden aktuell zentralen Themenfelder der NDS, das Fahren mit Ablenkung durch Nebentätigkeiten und die Analyse potenziell kritischer Fahrsituationen, aufgegriffen. Ziel war neben inhaltlichen Ergebnissen auch die Entwicklung neuer Auswerteansätze. Dabei wurde auf einen bereits vorhandenen Datensatz zurückgegriffen. Die ausgewerteten Daten stammen aus dem Projekt euroFOT. In einem Fiel- Operational-Test (FOT) wurden dort die Nutzung und die Auswirkung von Navigationssystemen untersucht, indem ähnlich wie bei einer NDS über einen längeren Zeitraum Fahrdaten im Realverkehr aufgezeichnet wurden. In dem FOT war nur die Nutzung des Navigationssystems instruiert; die Nutzung der Freisprecheinrichtung und anderer Systeme war dagegen freigestellt. Somit können Häufigkeit und Auswirkung von Telefonieren beim Fahren unter dem Blickwinkel des natürlichen Fahrens (NDS) analysiert werden. Die Ergebnisse zur Nutzung der Freisprecheinrichtung im Fahrzeug verdeutlichen den wichtigsten Vorteil von NDS: Da die Daten aus dem Realverkehr stammen und die Fahrer keinerlei Vorgaben bezüglich des untersuchten Verhaltens unterliegen, kann die Häufigkeit von bestimmten Verhaltensweisen der Fahrer beziehungs-weise von Fahrsituationen ermittelt werden. Man erhält einen guten Einblick, wie häufig über die Freisprecheinrichtung telefoniert wird und wie diese Telefonate initiiert werden. Da objektive Signale zur Nutzung der Freisprecheinrichtung vorlagen, konnte die gesamte Datenbasis für die Analyse verwendet werden. Dies ist der Schlüssel dafür, dass Unterschiede zwischen den Fahrern ausgewertet werden können. Die Fahrer unterscheiden sich deutlich und systematisch im untersuchten Verhalten, beispielsweise in der Häufigkeit des Telefonierens. Solche inhaltlichen Ergebnisse lassen sich mit anderen Methoden kaum gewinnen. In NDS, die auf Videokodierung zurückgreifen, ist die auswertbare Fahrzeit pro Fahrer in der Regel zu gering, um Unterschiede zwischen Fahrern analysieren zu können. Auch bei den Auswertungen zu potenziell kritischen Fahrsituationen wurde eine automatisierte Auswertung des gesamten Datensatzes durchgeführt. Es zeigt sich eine signifikante Abnahme von potenziell kritischen Fahrsituationen beim Telefonieren für das Manöver Folgen. Diese beruht auf circa einem Drittel der Stichprobe. Für einige Fahrer ergibt sich allerdings eine signifikante Zunahme von kritischen Situationen. Unklar ist, inwieweit man aus einem verringerten Risiko für kritische Situationen direkt auf das Unfallrisiko schließen kann. Hierbei müssen vermutlich auch noch andere Auswirkungen von Ablenkung, beispielweise eine längere Reaktionszeit auf unerwartete Ereignisse, berücksichtigt werden.


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    Title :

    Naturalistische Fahrverhaltensbeobachtungen - Ergebnisse zum Telefonieren beim Fahren


    Contributors:

    Published in:

    Publication date :

    2014


    Size :

    6 Seiten, 7 Bilder, 9 Quellen



    Type of media :

    Article (Journal)


    Type of material :

    Print


    Language :

    German




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