Um das Ziel der EU, die Anzahl der Verkehrstoten von 2010 bis zum Jahr 2020 zu halbieren erreichen zu können, bedarf es unter anderem der Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen, die den Fahrer bedarfsgerecht unterstützen und damit kritische Fahrsituationen und Unfälle vermeiden. Für deren zielgerichtete Entwicklung ist das Verständnis notwendig, wie sich der Fahrer im natürlichen Straßenverkehr verhält. Um diese Frage beantworten zu können, ist daher die Beobachtung des Fahrers unter "normalen Bedingungen" im Rahmen von Naturalistic Driving Studies (NDS) notwendig. Im Gegensatz zu Field Operational Tests (FOT), bei denen in der Regel die Auswirkungen konkreter Fahrerassistenz- und Fahrerinformationssysteme in groß angelegten Feldversuchen untersucht werden, besitzen NDS keine vorweggenommene Fragestellung, sie sind somit allgemeiner. Dafür existieren für NDS im Vergleich zu FOT deutlich weniger Erfahrungen. Dieser Beitrag beleuchtet die Erfahrungen aus der deutschen NDS-Pilot-Studie und gibt einen Überblick über die abgeleiteten Anforderungen für solche Studien in einem nationalen Rahmen. Dabei werden unter anderem rechtliche Aspekte, die Probandenbetreuung, die Technik, die Durchführung der Studie und die Datenverarbeitung betrachtet. 1. Einleitung Im Jahr 2012 sind auf den Straßen Deutschlands 3600 Personen tödlich verunglückt, das ist die geringste Zahl von Verkehrstoten seit Beginn dieser statistischen Erhebung im Jahr 1950. Diese Entwicklung ist zu einem bedeutsamen Anteil den Fortschritten in der aktiven und passiven Fahrzeugsicherheit zu verdanken. Zur Fortsetzung dieser positiven Entwicklung wurde von der EU das Ziel formuliert, bis zum Jahr 2020 eine Halbierung der im Jahr 2010 beobachteten Verkehrstoten zu erreichen, und unter anderem die Forschung zum menschlichen Fehlverhalten (der häufigsten Unfallursache) im Straßenverkehr intensiviert. Zur Zielerreichung in 2020 bedarf es einer konsequenten Weiterentwicklung moderner Fahrerassistenzsysteme, die den Fahrer bedarfsgerecht unterstützen und damit kritische Fahrsituationen und Unfälle vermeiden. Für deren zielgerichtete Entwicklung ist das Verständnis notwendig, wie sich der Fahrer außerhalb einer Laborumgebung und ohne vorgegebene Versuchsbedingungen im natürlichen Straßenverkehr verhält. Um diese Frage beantworten zu können, ist die Beobachtung des Fahrers unter "normalen Bedingungen" im Rahmen von Naturalistic Driving Studies (NDS) notwendig. NDS erlauben unter anderem, die Auswirkungen von Ablenkungen, verschiedenen Umwelteinflüssen (z.B. Regen, Glätte, Schnee), Gewohnheitseffekten für bekannte Strecken (z.B. auf dem täglichen Arbeitsweg) oder das Verhalten in kritischen Verkehrssituationen zu bewerten. Um eine fundierte Aussage zu diesen Fragestellungen treffen zu können, ist es erforderlich, eine langfristige und umfassende Datenerhebung zu realisieren. Als Herausforderung ergibt sich somit, den Umfang und Ablauf einer solchen Studie über eine hohe Probandenzahl und über die Dauer von mehreren Monaten oder gar Jahren organisatorisch zu bewältigen. Hierbei sind auch der Datenschutz und rechtliche Aspekte zu berücksichtigen. Weiterhin müssen die immensen Datenmengen beherrscht werden, welche von den in den Fahrzeugen installierten Datenloggern aufgezeichnet werden, und die Daten in zentrale Systeme für die Speicherung und Auswertung überführt werden. Aus Sicht der Technik muss zum einen eine Datenaufzeichnungsplattform zum Einsatz kommen, welche über einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt die Datenaufzeichnung durchführen kann und sehr robust gegenüber Fehlfunktionen ist. Durch die (sorgfältige) Auswahl der angebundenen Sensorik und Datenquellen wird zugleich eine Vorauswahl getroffen, welche Fragestellungen später auf den erfassten Daten bearbeitet werden können. Der große Umfang an Messdaten muss ebenfalls bei der Auswahl entsprechender Methoden zur Datenanalyse und in den konkreten Fragestellungen berücksichtigt werden.


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    Title :

    Betrachtungen zur systematischen Durchführung von Naturalistic Driving Studies


    Contributors:


    Publication date :

    2013


    Size :

    12 Seiten, 7 Bilder, 1 Tabelle, 5 Quellen




    Type of media :

    Conference paper


    Type of material :

    Print


    Language :

    German




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