Bei der Verkehrsteilnahme stellt die visuelle Wahrnehmung das Material (Daten) bereit, dessen weitere Verarbeitung und Auswertung im Gehirn erfolgen. Dabei müssen Situationen erfasst, mit vorhandenem Wissen verknüpft und gedeutet und Verhaltensweisen aus ihnen abgeleitet werden. In vielen anderen Handlungsfeldern des Lebens geschieht Ähnliches und es ist erlernbar. Ein Konzept der Verkehrskognition wird vorgestellt, welches Verkehrswahrnehmung und Verkehrserfahrung als miteinander in Wechselwirkung stehende Komponenten zusammenfasst. Verkehrskognition, als der mentale Teil des Fahrverhaltens, wird beschrieben als Erkennen und Kategorisieren signifikanter Situationsmuster des Verkehrs im Verbund von visueller Wahrnehmung, Gedächtnis und Wissen auf der Basis von Erfahrung. Das Konzept wurde experimentell überprüft. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein Test erstellt zur Messung der Wahrnehmungsgüte und des kognitiven Leistungsniveaus von fahrenden Verkehrsteilnehmern. Die Testergebnisse stehen mit der Kategorisierungs- und Erfahrunghypothese des vorgestellten Konzepts des Verkehrskognition im Einklang. Dies spricht dafür, dass Verkehrsteilnehmer ihre Wahrnehmung durch Mustererfassung organisieren und durch Wissensspeicherung und Kategorienbildung Erfahrung sammeln. In der Realität handelt es sich um zirkulär in Milisekunden ablaufende Vergleichsprozesse, die als Verkehrskognition zusammengefasst werden. Das Agieren des Fahrers, zumeist als reagieren bezeichnet, folgt der kognitiven Situationsverarbeitung als iht eigentlicher Zweck nach. Das beobachtbare Verhalten ist eine nachgeordnete Größe, zumal angepasstes Reagieren auf kritische Situationen regelmäßig in einem zweifachen Verhaltensmuster besteht: Tempo verlangsamen und Aufmerksamkeit erhöhen. Für kompetentes Fahren ist kennzeichnend,dass das kognitive System des Akteurs hoch differenziert und aufwendig die einlaufenden Informationen verarbeitet. Das Reagieren dagegen erfolgt nach einem relativ einfachen Verhaltensmuster. Der zentrale Bereich, wo Kategorisierung von Verkehrssituationen breitewirksam und mit Nutzen angewendet werden kann, ist die Ausbildung von Radfahrern und Kraftfahrern in den Stufen Schule, Fahrschule und Nachschulung. Damit der Fahrer (Lernende) das Überangebot an Reizmaterial aus dem Verkehr verarbeiten kann, sollte ihm ein Ordnungssystem von signifikanten Situationsmustern vermittelt werden. Diesen könnte er die zahlreichen Wissenselemente, die er im Unterricht kennenlernt, gebrauchsnah zuordnen. Die modernen Bildmedien bieten alle Möglichkeiten für systematisches Training.
Verkehrskognition - wie Verkehrsteilnehmer ihre Wahrnehmung organisieren und Erfahrung bilden
Traffic cognition - how road users organize their perception and create experience
Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik ; 49 , 1 ; 25-34
2011
10 Seiten, 5 Bilder, 5 Tabellen, 19 Quellen
Article (Journal)
German
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