Es wird erwartet, dass der Markt für Premiumfahrzeuge auch langfristig weiter wachsen wird. Allerding muss der Begriff 'Premium' neu definiert werden. Für BMW-Chef Dr. Norbert Reithofer wird sich Premium künftig stärker über Nachhaltigkeit definieren - von der Entwicklung kraftstoffsparender und alternativer Fahrzeugkonzepte über umweltschonende Produktionsprozesse bis hin zu umweltfreundlichen Recyclingsverfahren. Weil der aktive Verbraucher auch in der Automobilindustrie zunehmend nicht nur das fertige Produkt im Fokus hat, haben die OEMs ihre Kommunikationsstrategie in Sachen Nachhaltigkeit deutlich forciert. Aus Sicht der Nachhaltigkeit bewegt sich die Automobilindustrie in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen. Vor allem in den Schwellenländern gibt es das ständig wachsende Bedürfnis nach individueller Mobilität. Dem gegnüber stehen immer sichtbarere ökologische und soziale Probleme, etwa der Klimawandel. Produzierten die Unternehmen noch vor wenugen Jahren häufig Fahrzeuge nach dem Motto 'Größer, schneller, luxuriöser', so ist inzwischen ein gewisses Umdenken erkennbar. Der Wettlauf unter der Automobilherstellern um effizientere und sauberere Antriebstechnologien ist in vollem Gange. In der Nachhaltigkeitsanalyse kristallisieren als kriterien die folgenden Schlüsselthemen heraus: 1) Flottenverbrauch: Das am höchsten gewichtete Kriterium, weil rund 70 bis 80 % der CO2-Emissionen im Lebenszyklus eines Fahrzeugs in der Nutzungsphase entstehen. 2) Alternative Antriebssysteme: Vergleichsweise weit fortgeschritten ist die Allianz aus Renault und Nissan, die sich für einen umfassenden und frühzeitigen Einstieg in den rein elektrischen Antrieb entschieden haben. Bereits 2011 sollen die ersten Modelle in Dänemark und Israel verfügbar sein. Derzeit führend in der Massenproduktion alternativer Antriebe sind jedoch Toyota und Honda mit ihren volumenstarken Hybridfahrzeugen. 3) Klimaschutzstrategie: Inzwischen haben viele OEMs die strategische Bedeutung des Themas erkannt und entsprechende Strukturen, Reduktionsziele und Datenerfassungssysteme implementiert. 4) Zuliefererstandards: Zwar profitieren die Mitarbeiter der OEMs in der Regel von hohen Arbeitsstandards und einem umfassenden Sicherheits- und Gesundheitsmanagement. Aber vor allem bei indirekten Zuliefererbeziehungen gibt es ein signifikantes Risiko der Missachtung ebensolcher Standards. 5) Einsatz von fluorfreien Kältemitteln in Klimaanlagen: Hier haben sich die deutschen Automobilhersteller von der CO2-Klimaanlage abgekehrt, zugunsten des fluorhaltigen Kältemiitels 1234yf. Damit haben sie eine echte Chance verstreichen lassen, sich weltweit als nachhaltige Unternehmer zu positionieren. Nachhaltige Kapitalanlagen zeigen weltweit ein starkes Wachstum. Immer mehr Anleger erkennen, dass Unternehmen, die ökonomische, soziale und ökologische Ziele in Einklang bringen, nicht nur Risiken mindern, sondern auch entscheidende Wertschöpfungspotentiale realisieren. Für die Premiumhersteller bedeutet das: Sie müssen stärker auf Nachhaltigkeit setzen. Das erhöht ihre Atraktivität am Kapitalmarkt.
Das neue Premium. Nachhaltigkeit
The new Premium. Sustainability
Automobil Industrie ; 55 , 10 ; 22-25
2010
4 Seiten, 2 Bilder, 2 Tabellen
Article (Journal)
German
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