Bei Karosseriedichtungen handelt es sich meist um Materialverbunde. Damit solche Dichtungen zuverlässig dicht halten können, müssen die verschiedenen Materialien fest aneinander haften. Weil sich eine schlechte Haftung oft erst im Gebrauch bemerkbar macht, ist es wichtig, kritische Stellen bei der Herstellung der Verbundprofile im Voraus zu kennen. Im Verlauf der Fertigung von Profildichtungen gibt es zahlreiche, in ihrer Tragweite unterschiedlich gravierende kritische Stellen, die im Folgenden zusammengestellt und bewertet werden. Die Coextrusion mit Thermoplasten bzw. TPV (thermoplastisches Vulkanisat) erfordert eine thermische Abkopplung der beiden Materialtypen, da das EPDM nicht anvulkanisieren darf, während für das Extrudieren der thermoplastischen Materialien relativ hohe Temperaturen notwendig sind. Hierzu wurden eine Reihe von Lösungen erarbeitet. Als Lacke kommen in der Regel siliconmodifizierte Polyurethan-(PUR-) Systeme zum Einsatz. Bei der Online-Lackierung lauern eine Reihe von Fehlerquellen: ineffektive Oberflächenaktivierung bei der Corona-Behandlung, verschmutzte Oberfläche infolge falscher Brennereinstellung, überschrittene Topfzeit des Lackes, fehlerhafte Lackformulierung. Auch Flock wird aus funktionalen und ästhetischen Gründen aufgebracht. Auf die (gelegentlich auch durch Bürsten) aktivierte EPDM-Oberfläche wird der Klebstoff aufgetragen. Wasserbasierte Typen sind dafür erst seit kurzem verfügbar. Der Flock wird elektrostatisch ausgerichtet und in das Klebstoffbett eingeschossen. Spritzgießverbindungen an EPDM-Profile sind zum Beispiel als Eckverbändungen bei Fensterführungsrahmen sehr häufig. Ein insgesamt sehr kritischer Faktor ist das Extrudat. Das Compound an sich erweist sich als eher unkritisch. Den Ausheizzustand beeinträchtigen nur massive Abweichungen. Auch die Lagerzeit bereitet, sofern sie sich im normalen Rahmen bewegt, keine Probleme. Besonderes Augenmerk erfordert hingegen die Exaktheit des Profilquerschnitts. Eine wirksame Optimierung der Compound-Rezeptierungen ist nur mit Hilfe der statistischen Versuchsplanung zur Entwicklung und Optimierung von Prozessen (Design of Experiments, abgekürzt DoE) möglich. Ein besonders effizientes Verfahren, das sich beispielsweise bei Türdichtungen bewährt hat, ist das Folienverbinden von (notwendigerweise konturgleichen) Profilenden. Die Enden werden offen geklemmt, aufgeheizt und zusammen auf eine unvulkanisierte Gummifolie gedrückt.
Der (Fehler-)Teufel steckt im Detail. Haftungsprobleme bei Karosseriedichtungen
Kautschuk, Gummi, Kunststoffe ; 61 , 6 ; 278-281
2008
3 Seiten
Article (Journal)
German
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