Ein Viertel der Bestände in den Weltmeeren werden so überfischt, dass sie schrumpfen. Zahlreiche Gebiete stehen vor dem Kollaps, einige Arten sind vom Aussterben bedroht. Der Konsum von Fisch hat sich in den letzten 40 Jahren verdoppelt, 100 Millionen Tonnen Fisch sind es mittlerweile jährlich, ein etwa 90 Milliarden Dollar schwerer Markt. Die EU muss 60 % ihres Fischs importieren und gibt dafür 20 Milliarden Dollar aus. Das hat dramatische Folgen, in Entwicklungsländern hungern Menschen, weil europäische, russische und asiatische Trawler legal und illegal deren Fischgründe überfischen. Dabei sind illegale Fänge auch in der EU, vor allem im Mittelmeer, an der Tagesordnung, oft von staatlichen Stellen ignoriert, geduldet oder teilweise subventioniert. So z.B. bei rotem Thunfisch, der vor allem in Japan eine Delikatesse darstellt und schon vor über 2000 Jahren im Mittelmeer gefischt wurde. Die sizilianische Cosa Nostra gilt als tief involviert ins Fischgeschäft. Der Thunfischfang ist zur Materialschlacht geworden. Trotz Verbots werden die Schwärme per Flugzeug aufgespürt, mit modernen Ringwadenetzen heben große Fangschiffe komplette Schwärme aus dem Wasser. Rund 600 solcher Schiffe sind im Mittelmeer im Einsatz, Tendenz steigend. Die meisten Fangschiffe sind in europäischer oder nordafrikanischer Hand, beherrscht wird das Geschäft mit dem Thunfisch von einem Kartell 6 japanischer Konzerne, die den Fisch auf Kühlschiffe verladen und den Weitertransport übernehmen. Japan hat in vielen Jahren eine große Reserve von ca. 38000 Tonnen Roten Thunfischs aufgebaut, mit dem die Einkaufspreise bei den Fischern gedrückt werden. Würden die Fischer die Fangquoten einhalten, wären die meisten bald pleite. Ein Kilogramm bringt heute 7 bis 10 Euro, in Tokio kostet das Kilo 23 bis 27 Euro, in der Gastronomie kommen 66 Euro pro Kilogramm zusammen. Um nachhaltigen Fischfang zu erreichen, müssten mindestens 16.5 Euro an die Fischer gezahlt werden. Die Regierungen der beteiligten Fischfangnationen resignieren und zahlen Subventionen an ihre Fischer und unterstützen damit indirekt die Japaner. Die negativen Auswirkungen des Thunfischhandels in Afrika wegen des Fischens von Futterfischen werden oft nicht aufgedeckt.


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    Title :

    Globale Schlacht um den Fisch. Fischerei


    Contributors:

    Published in:

    Wirtschaftswoche ; 19 ; 63-71


    Publication date :

    2008


    Size :

    7 Seiten, 9 Bilder



    Type of media :

    Article (Journal)


    Type of material :

    Print


    Language :

    German




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