Die letzten Jahre der Pkw-Entwicklung waren geprägt durch eine eher orientierungslos anmutende Haltung verschiedener Hersteller in Sachen Umweltschutz. Doch das Zögern, das gerade den deutschen Herstellern immer wieder vorgeworfen wurde, hat einleuchtende Ursachen. Denn immer deutlicher zeigt sich, dass beispielweise die aufwändige Hybridtechnik nur ein kleiner Zwischenschritt auf einem langen Weg hin zu einem zukunftstauglichen Automobil ist. Auch die bis vor kurzer Zeit noch vielbeschworene Brennstoffzellen- bzw. Wasserstofftechnik wirkt eher ernüchternd. In der aktuellen Pkw-Entwicklung zeigen sich indes überall Studien, die auf den längst bekannten Radnabenmotor zurückgreifen. Heute stehen die notwendigen Batterien zur Verfügung und erlauben ein Umsetzen sämtlicher Erfordernisse, die an ein Automobil der Zukunft gestellt werden. Mitsubishi zeigte unlängst mit seiner Studie 'Concept-EZ MIEV', welche Möglichkeiten neue Batterien bieten. Volvo stellte die Studie 'ReCharge Concept' vor. Entscheidend dabei ist der Fortschritt in der Batterietechnik. Ein kleiner Verbrennungsmotor, der lediglich einen Generator betreibt, lädt diese Batterie bei Bedarf nach. Auch die Entwickler der GM-Studie 'Chevrolet Volt' halten diese Konzeption für zukünftig sinnvoll, allerdings verzichten sie noch auf Radnabenmotoren. Der zentrale Aspekt ist dabei, dass sich bei leerer Batterie automatisch der Verbrennungsmotor zuschaltet. Die Reichweite entspricht dann der eines herkömmlichen Pkw. Diese technische Anordnung nennt sich bei Volvo 'Electro-Vehicle-Range-Extender', also Elektrofahrzeug mit Reichweiteverlängerung. Allerdings treibt der Volvo-Motor das Automobil nicht mehr direkt an, sondern nur noch indirekt über den Generator. Diese Antriebslösung birgt für die Automoblihersteller nicht nur immense Möglichkeiten zum Senken der Produktionskosten, sondern erlaubt völlig neue Raumkonzepte, da sich die wenigen mechanischen Komponenten nahezu beliebig im Fahrzeug positionieren lassen. Weil der Verbrennungsmotor bei dieser Konfiguration eine sekundäre Rolle spielt und sich Fußgänger-und Unfallschutz durch ein Verlegen des Verbrennungsmotors ins Heck stark verbessern, drängt sich bei diesem Antriebskonzept das Heckmotor-Prinzip geradezu auf. Ermöglicht dieser Entwicklungsschritt bereits ein Umdenken bei der Grundkonzeption eines Automobils, so findet mit dem nächsten Schritt eine völlige Abkehr von gewohnten Technologien statt. Möglich wird dies durch das Umstellen von Lenkung, Dämpfung und Bremse auf reine 'By-Wire-Systeme', die via Rechner und Stellmotoren alle Regelungsmöglichkeiten mechanischer Systeme simulieren. Hier ist der Entwicklungsaufwand allerdings enorm, wie die notwendige Konstruktion eines neuen Bremsenkonzepts zeigt. Zum Jahr 2020 soll diese 'eCorner'-Technik dann serienreif sein. Zu diesem Zeitpunkt dürfte es vielleicht gar nicht mehr so lange dauern, bis der Verbrennungsmotor in einem weiteren Entwicklungsschritt einer Wasserstoffbrennstoffzelle weichen kann.
Abgenabelt. Radnabenmotoren als Schlüssel zukünftiger Automobilentwicklung
Wheel hub motors as key to future car development
Krafthand ; 80 , 21 ; 40-43
2007
4 Seiten, 6 Bilder
Article (Journal)
German
Pkw (Personenkraftwagen) , Anwendung im Fahrzeugbau , Anwendung im Motorenbau , Radnabe , Kraftfahrzeugmotor , technische Entwicklung , Produktinformation , Lithiumbatterie , Lebensdauer , Elektroauto , Wasserstoff , Fahrzeugsicherheit , Fahrzeugbremse , Fahrzeuglenkung , Fahrzeugdämpfung , Wasserstoffbrennstoffzelle , Antriebstechnik , Kraftfahrzeugelektrik , Kraftfahrzeugelektronik , Antriebselektronik , Radnabenmotor , Traktionsbatterie
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