Verteidigung ist ein nationales Geschäft. In ganz Europa bestehen lang gewachsene Geschäftsbeziehungen zwischen den Armeen und den einheimischen Rüstungsherstellern. Das will die EU nicht länger hinnehmen. Allen voran die Europäische Verteidigungsagentur EDA arbeitet daran, für Verteidigungsgüte einen gemeinsamen Markt zu schaffen, wie er schon für die meisten anderen Waren und Dienstleistungen in der EU besteht. Nun soll ein gemeinsamer Markt von 25 Milliarden Euro entstehen. Die Chance, dass dies umgesetzt wird, steht gut, weil den Nationalstaaten das Geld für teure Rüstungsprojekte ausgeht. Es gibt in der EU keinen einzigen Verteidigungshaushalt, der nicht überzogen wird. Außerdem ist keiner groß genug, um einem heimischen Hersteller ausreichend Absatzmöglichkeiten zu bieten, sodass sich die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auch lohnen. Nach einer Studie geben die USA doppelt so viel Geld für Rüstung aus wie die EU, sind dafür aber zehnmal so gut ausgestattet. Die zunehmende militärische Zusammenarbeit führt den Armeen vor Augen, wie unsinnig die national abgeschotteten Märkte sind. Außerdem bemerken sie bei den gemeinsamen Einsätzen, wie schlecht oder gut sie ausgestattet sind. 23 Länder, alle EU-Staaten außer Dänemark, Spanien, Rumänien und Bulgarien haben den Code of Conduct der EDA unterzeichnet und zugesagt, Rüstungsaufträge mit einem Umfang von mehr als 1 Milliarde Euro an die EDA weiterzugeben, die sie elektronische ausschreibt. Allerdings ist die Vereinbarung freiwillig, bisher wurden auch nur 40 % des Auftragsvolumens gemeldet. Die EU-Kommission will auch einen gemeinsamen Rüstungsmarkt bilden und den Export von Verteidigungsgütern innerhalb der EU erleichtern. Allerdings findet selbst die Verteidigungsindustrie, die von einem größeren Markt profitieren würde, nicht an allem Gefallen, was aus Brüssel kommt. Frustriert sind die deutschen Unternehmen weil sie nicht auf Augenhöhe mit der britischen und französischen Konkurrenz spielen. Während sich die Bundesregierung aufgrund der deutschen Geschichte zurückhält, unterstützen Paris und London ihre Rüstungsunternehmen massiv.


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    Title :

    Wälle einreißen. Rüstungsindustrie


    Contributors:

    Published in:

    Wirtschaftswoche ; 43 ; 43-45


    Publication date :

    2007


    Size :

    3 Seiten, 4 Bilder



    Type of media :

    Article (Journal)


    Type of material :

    Print


    Language :

    German




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