Die Argumente für eine Trennung von Netz und Transport erscheinen, vor allem wegen des möglichen Wettbewerbs verschiedener Transportgesellschaften, auf den ersten Blick einleuchtend. Wirtschaftliche und eisenbahn-spezifische Aspekte, die dagegen sprechen, sollen in diesem Beitrag angesprochen werden. In den USA wurde nach dem Zusammenbruch einiger bedeutender Bahngesellschaften eine Verstaatlichung des Eisenbahnnetzes erwogen, aber nach Abwägen der Vor- und Nachteile wieder verworfen. Amerikanische Eisenbahnfachleute verstehen den Fahrweg als untrennbaren Teil des Systems Eisenbahn. Im japanischen Schnellstrecken-Netz hat vor einigen Jahren eine Trennung von Netz und Transport stattgefunden, die sich jedoch nicht bewährt hat und inzwischen rückgängig gemacht wurde. Bereits bei dem gegenwärtig erreichten Stand der Bahnreform mit einer wirtschaftlichen Trennung von Netz und Transport sind neben den unbestreitbaren Erfolgen Anreize zu unerwünschter Sub-Optimierung unübersehbar. Eine institutionelle Trennung der beiden Bahn-Sparten Netz und Transport würde diesen negativen Trend weiter verstärken. Mit einer derartigen Trennung ließe sich eine Eisenbahn zwar verwalten, nicht weiterentwickeln. Die Gestaltung der Eisenbahn-Infrastruktur bedarf eines maßgebenden Betriebs-Programms, das sich nicht aus dem Gegeneinander einer Vielzahl konkurrierender Transportunternehmen ableiten lässt. Aus der Sicht des praktischen Eisenbahn-Betriebs ist daher anzustreben, einen Hauptnutzer mit der Betriebsführung des Netzes zu beauftragen, um vor allem in gravierenden Störungsfällen die Handlungsfähigkeit des Netzes zu gewährleisten. Das Netz kann sich beispielsweise aus wirtschaftlichen Gründen keine Hilfs-Lokomotiven für Störungsfälle zulegen. Unter der Voraussetzung einer überwachenden Netz-Agentur ist der Wettbewerb trotz dieser Bedingungen gewährleistet, der aber nicht zu einem Gegeneinander einer Vielzahl von Nischen-Anbietern ausarten darf. Um die Frage des Themas zu beantworten: Die Diskussion über die Fortentwicklung des Eisenbahnwesens in Europa kann nicht den Wirtschaftstheoretikern überlassen bleiben, fachliche Argumente sollten ebenfalls Gehör finden.


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    Title :

    Trennung von Eisenbahn-Netz und Transport - nur eine wirtschaftstheoretische Frage?


    Additional title:

    Separation of railway-net and transport - only a question of economic theory?


    Contributors:

    Published in:

    ZEVrail Glasers Annalen ; 130 , 9 ; 356-366


    Publication date :

    2006


    Size :

    10 Seiten, 3 Bilder, 2 Tabellen, 4 Quellen



    Type of media :

    Article (Journal)


    Type of material :

    Print


    Language :

    German