Der Golf ist neben dem VW Touran und dem Audi A3 ein weiterer Nutzer einer neuen Baukasten-Generation. Deren Teile- und Funktionsvielfalt lässt eine enorme Individualisierung der einzelnen Fahrzeugtypen zu. Zur Bewältigung dieser Aufgabe im Fahrwerk-Bereich wurden geeignete technische Lösungen gewählt. Schlüsselfunktionen nehmen hierbei die weiterentwickelte Federbein-Vorderachse und die neue Mehrlenker-Hinterachse ein. Im Rahmen der Optimierung der bewährten Vorderachse des Vorgängermodells wurden Maßnahmen zur Steigerung der Agilität und des Abroll- und Fahrkomforts sowie zur Verbesserung der Lenkpräzision ergriffen. Insbesondere das Anfederverhalten bei positiven Hindernissen wurde durch eine günstigere Schrägfederung der Achse (Längsbewegung des Rads beim Federn) im Vergleich zum Vorgänger verbessert. Die kinematische Nickabstützung beim Bremsen (Anti Dive) fällt dadurch etwas geringer aus. Die realisierten Dämpfererkennungen vorne und hinten sowie der hohe Bremsnickausgleich der neuen Vierlenker-Hinterachse führen dennoch zu einem außergewöhnlich geringen Nickverhalten des Fahrzeugs. Das fahrdynamische Charakter eines Fahrzeugs wid maßgeblich durch die Ausführung der Hinterachse geprägt. Die Erzielung bester Fahrdynamik bei hohem Fahrkomfort erfordert den Einsatz einer aufwändigen Mehrlenkerkonstruktion. Die querdynamisch relevanten Radgrößen wie Spur, Sturz und die Querbewegung des Radaufstandspunkts werden unter einwirkenden Kräften maßgeblich mit den drei Querlenkern und ihren sorgfältig abgestimmten GM-Lagern definiert. Die Längsbewegung des Rads wird im Wesentlichen durch die Kinematik der Längslenker und das elastische Verhalten der großvolumigen GM-Lagern bestimmt. Über den Längslenker wird auch das aufzutretende Bremsmoment abgestützt. Es wird die Bereifung 195/65 R15, 205/55 R16 oder 225/45 R17 angeboten. Im neuen Golf kommt erstmals statt der traditionellen hydraulischen eine innovative elektromechanische Lenkunterstützung (EPS, Electrical Power Steering) zum Einsatz. Bei der Entwicklung der Lenksäule standen Komfort, Crashsicherheit und optimales Gewicht im Mittelpunkt. Lenkstangenrohr und Lenkungsgelenkwelle sind teleskopierbar ausgeführt, sodass die Lenksäule von den crashbedingten Verschiebung des Lenkgetriebes entkoppelt ist, und das Eindringen des Lenkrads in Richtung Fahrer über weite Deformationswege des Vorderwagens vermieden wird. Das Fahrzeug ist serienmäßig mit einem Vierspeichen-Lenkrad ausgestattet. Bei den beiden Fahrzeugachsen kommen je zwei unterschiedliche Bremsenkonzepte zum Einsatz. Bei der Entwicklung der Handbremse wurde ein 'Ultralight-Magnesium-Handbremsenkonzept' gewählt. Der im Druckgussverfahren hergestellte Hebel ist biegefest und vermittelt ein solides Betätigungsgefühl.
Das Fahrwerk des neuen VW Golf
The ground gear of the new VW Golf
Automobiltechnische Zeitschrift - ATZ ; 105 , extra Der neue Golf ; 74-89
2003
16 Seiten, 26 Bilder
Article (Journal)
German
Pkw (Personenkraftwagen) , Fahrwerk (Fahrzeug) , Produktinformation , Produktentwicklung , Anwendung im Fahrzeugbau , Baureihe , Baukastenprinzip , Fahrzeugtyp , Vorderachse , Hinterachse , Fahrverhalten , Fahrdynamik , Fahrzeugrad , elastische Eigenschaft , Lagerung (Maschinenteil) , Fahrzeuglenkung , Lenkgetriebe , Lenksäule , Fahrzeugbremse , Scheibenbremse , Bremsscheibe , Handbremse , Fahrzeugsicherheit
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