Die Insassenbelastungen werden bereits heute durch installierte Gurtkraftbegrenzer reduziert. Sie halten den Insassen nur so stark zurück, bis eine bestimmte Maximalkraft erreicht und damit das Verletzungsrisiko minimiert wird. Die gegenwärtigen Vorschriften der EG ECE R94.01 und der FMVSS 208 sowie US- und Euro-NCAP sind dabei auf den durchschnittlichen Insassen, den 50 Prozent-Dummy ausgelegt. Ergänzend zu diesen Vorschriften ist es durch einen weiterentwickelten Gurtkraftbegrenzer zukünftig möglich, die Rückhaltekräfte auf die unterschiedlichsten Insassen abzustimmen. Es wird ein Insassenschutzsystem vorgestellt, das beim Crash den Körper nur so stark zurück hält, dass es selbst die Gesundheit der Insassen nicht gefährdet. Der Hersteller Autoliv hat in enger Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz für die E-Klasse adaptive Gurtkraftbegrenzer entwickelt, die sich verschiedenen Parametern anpassen. Bei der Simulation des adaptiven Kraftbegrenzers zog Autoliv die biomechanischen Verletzungskriterien zur Definition der Verletzungsschwere heran, wie Brusteindrückung, -beschleunigung und Kopfverletzungsindex. Neben der drei Dummy-Klassen wurden auch zwei verschiedene Unfallschweren (US- und Euro-NCAP) simuliert. Für den Gurtkraftbegrenzer wählte man konstante und degressive Kraftniveaus, die Airbags hatten drei unterschiedliche Einsatzmodi. Die Daten zum Unfallgeschehen erhält das Steuergerät des Rückhaltesystems von den beiden Sensoren an der Front des Fahrzeugs. Da gesetzlich nur eine Voreinstellung mit hohem Kraftbegrenzungsniveau zulässig ist, muss der Gurtkraftbegrenzer stets von einem hohen zu einem niedrigen Kraftniveau umschalten. Die beiden Kraftniveaus werden mit Hilfe eines zweiteiligen Torsionsstabes erzeugt. Das Steuergerät berechnet die Unfallschwere und Vorverlagerung des Insassen. Beim Erreichen der Schaltschwellen wird die pyrotechnische Ladung ausgelöst, die einen Schaltring axial derart verschiebt, dass der Kraftfluss durch den dickeren Bereich des Torsionsstabes unterbrochen wird. Da der dünnere Teil des Stabes sich bereits bei einer niedrigeren Gurtkraft als der dickere plastisch verformt, gibt der Gurtautomat das Band nun bei einem niedrigeren Kraftniveau frei.
Rückhaltesystem. Wo Kräfte sinnvoll walten
Restraint system
Automobil Industrie ; 47 , Special Mercedes-Benz E-Klasse ; 78
2002
1 Seite, 1 Bild
Article (Journal)
German
Rückhaltesystem - Wo Kräfte sinnvoll walten
Online Contents | 2002
Wo hohe Kraefte sinnvoll walten. Technik unter der Lupe: Triebstrang
Automotive engineering | 2001
|Wo hohe Kraefte sinnvoll walten - Fahrbericht Scania R730 LA 8x4/4 HNB
Automotive engineering | 2012
|