1986 erkannte man bei Audi, daß die auf dem Markt vertretenen Vorderachsbauarten - in der Regel konventionelle Doppelquerlenker- und Mc Phersonachsen - nur noch sehr begrenztes Entwicklungspotential zur Minderung der Störeinflüsse bieten. Die Fahrwerksvorentwickler begannen deshalb, sich mit einem bis dato im allgemeinen nur aus der Patentliteratur bekannten, bei Audi später als Vierlenker-Vorderachse bezeichneten Achsprinzip näher zu befassen. Bei dieser Bauart bildet die Verbindungslinie der Momentanpole zweier räumlich angeordneter Viergelenkgetriebe der oberen und unteren Radführungsebene die Momentandrehachse beim Lenken. Diese virtuelle Lenkachse liegt in Fahrzeugquerrichtung außerhalb der schwenklagerseitigen Anlenkpunkte und kann durch entsprechende Anordnung der Kugelgelenke sehr nahe an die Radmitte gebracht werden. Durch die freie Anordnung der vier Stablenker im Raum eröffnet sich dem Konstrukteur ein weites Feld mit einer Vielzahl von Freiheitsgraden. Diese werden freilich durch bauliche Gegebenheiten, insbesondere durch die Unterbringung des Radantriebs, sehr bald eingeengt. Bei der Entscheidung zur Entwicklung einer neuen Vorderachse stand neben der Verbesserung von kinematischen Eigenschaften, Fahrdynamik und Komfort die Minimierung der Antriebs- und Bremseinflüsse auf das Lenkungssystem als Entwicklungsziel im Vordergrund. Durch den Einsatz moderner Berechnungs- und Simulationsmethoden wurden die sehr komplexen kinematischen Zusammenhänge dieses Achsprinzips beherrschbar. Der höhere technische Aufwand wird durch die erzielten Verbesserungen im Fahrverhalten und Fahrkomfort gegenüber den Mc Phersonachsen der Vorgängermodelle mehr als gerechtfertigt. Mit der Vierlenker-Vorderachse hat der Frontantrieb nunmehr einen technischen Stand erreicht, bei dem auch bei extremen Fahrsituationen unter Längskrafteinfluß praktisch keine Störkräfte am Lenkrad mehr spürbar sind.
Die Entwicklung der Vierlenker-Vorderachse
Development of the four link front suspension
Tagung der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik, Reifen, Fahrwerk, Fahrbahn, 1995 ; 373-400
VDI-Berichte ; 1224
1995
28 Seiten, 22 Bilder, 1 Tabelle, 10 Quellen
Aufsatz (Konferenz)
Deutsch
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