Es wird gezeigt, daß das dichte mitteleuropäische Eisenbahnnetz mit seinem hohen Verkehrsaufkommen und komplexen Knotenbahnhöfen elektronische Stellwerken (ESTW) verlangt, die einerseits in der Lage sind, große Bahnhöfe zu steuern, und andererseits die hohen Anforderungen an die Funktionalität erfüllen. Kennzeichnend für diese ESTW ist eine hohe Zentralisation in der Informationsverarbeitung, die sehr hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit zur Folge hat. Um die hohen, an diese Stellwerke gestellten Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, werden zweikanalige Hardwarestrukturen eingesetzt. Umfangreiche und gesicherte Hilfsbedienungen sowie eine gesicherte Zustandsanzeige der Außenanlage für den Bediener gehören zum Standardumfang dieser ESTW. Bahnverwaltungen, die solche Anforderungen stellen, sind u.a. DB AG, SBB und ÖBB. Das El S, das El L und das ESTW ELEKTRA erfüllen diese Ansprüche. Für Fernbahn-ESTW beispielsweise der BR, VR, SJ, DSB und RENFE sind die funktionellen Anforderungen nicht so umfangreich. Bedienung und Anzeige unterliegen keiner Sicherheitsrelevanz; auch Hilfsbedienungen sind nicht üblich. Im Störungsfall wird dem Tfz-Führer eine höhere Verantwortung übertragen, als es auf mitteleuropäischen Fernbahnen üblich ist. Im Gegensatz zum teilweise sehr dichten europäischen Eisenbahnnetz zeigen beispielsweise die amerikanischen Netze eine wesentlich geringere Vermaschung sowie eine schwächere Belastung und die Bahnhöfe eine weitaus geringere Komplexität. Hier wird vornehmlich einkanalige Hardware genutzt, wie sie WESTRACE und VPI bieten sowie das hier nicht vorgestellte Microlock, das dem VPI stark ähnelt und ebenfalls amerikanischen Ursprungs ist. Die wichtigste Erkenntnis dieser Arbeit ist die Tatsache, daß elektronische Eisenbahnsicherungstechnik auf anderen Wegen als den in Deutschland beschrittenen realisierbar ist; beispielsweise mit einkanaligen Hardwarestrukturen ohne Sicherheitsnachweis im DB-Sinne, Verzicht auf Sicherheit in Bedienung und Anzeige. Es bleibt abzuwarten, ob und inwiefern die europäische Harmonisierung mit einer Angleichung des in allen Ländern historisch gewachsenen und unterschiedlichen Sicherheitsniveaus einhergehen wird. Darüber hinaus bringt die Privatisierung der Eisenbahnen ein verstärktes Kostendenken auch für die Sichereit mit sich.
Elektronische Stellwerke - ein internationaler Überblick
Electronic interlocking systems - am international overview
Signal und Draht ; 89 , 3 ; 15-23
1997
8 Seiten, 8 Bilder, 1 Tabelle, 17 Quellen
Aufsatz (Zeitschrift)
Deutsch
Stellwerk , elektronische Steuerung , elektronische Datenverarbeitungsanlage , Systembeschreibung , Betriebssicherheit , Systemverfügbarkeit , Systemzuverlässigkeit , Systemvergleich , Hersteller , Schienenverkehr , Eisenbahnsignaltechnik , Europa , Eisenbahn , automatische Zugsteuerung , Störsicherheit , Sicherheitssystem , Leitstand , Norm , Hardware , Übertragungskanal , Kosten-Nutzen-Analyse
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