Die Deutsche Bahn, die den britischen Nahverkehrsbetreiber Arriva erworben hat, muss diesen aus kartellrechtlichen Gründen verkaufen. Viele Investoren haben bereits ein Angebot für Arriva abgegeben, nur die stadteigene Hamburger Hochbahn nicht, die durch aggressives Wachstum im Schienenpersonennahverkehr in den letzten Jahren aufgefallen ist. Es gibt aber eine Vereinbarung zwischen dem Land Niedersachsen und Arriva über die Bahngesellschaft Metronom aus Uelzen, die Arriva zu 31 % gehört, wonach Arriva diesen Anteil bis 2016 nicht ohne Zustimmung der Landesregierung an irgendeinen Bahnbetreiber weiterveräußern darf. Steigt nun ein Finanzinvestor bei Arriva und damit Metronom ein und das Land Niedersachsen macht von seinem Recht Gebrauch, fällt dieser begehrte Teil der deutschen Arriva-Gruppe an die Hamburger Hochbahn. Diese expandiert seit Jahren mit der Eisenbahn-Tochtergesellschaft Benex und hat inzwischen einen Marktanteil von 5 % in Deutschland. Das Ziel liegt bei 10 %, rund 60 Millionen Zugkilometer pro Jahr und ein Umsatz von mehreren Hundert Millionen Euro. Sollte die Hamburger Hochbahn diese Ziel erreichen, würde das Unternehmen vor Veolia und hinter der Deutschen Bahn Nummer zwei in Deutschland. Die beiden Unternehmen Deutsche Bahn und Hamburger Hochbahn ähneln sich: Beide verfügen über ein Monopol, einerseits im Fernverkehr, andererseits im U-Bahn und Busverkehr in Hamburg, beide verfügen über eine gute Bonität. Metronom fährt 13 % des Nahverkehrs in Niedersachsen und das Land gilt als Vorbild im Nahverkehr für die Bundesrepublik. Doch der Wettbewerbsdruck macht auch der Hamburger Hochbahn zu schaffen. Zweistellige Renditen sind kaum mehr zu erreichen.
Viele Gesichter. Hamburger Hochbahn. Der Stadtbahnbetreiber will zum gefährlichen Gegner der Deutschen Bahn aufsteigen - durch die Hintertür
Wirtschaftswoche ; 41 ; 58-60
2010
2 Seiten, 4 Bilder
Aufsatz (Zeitschrift)
Deutsch
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