Die explosionsartige Entfaltung von Airbags kann im geschlossenen Auto zu Gehörschäden führen. Bei einem hohen Schalldruck werden die Sinneszellen im Innenohr durch zu starke Verschiebung der Basiliarmembran geschädigt. Die Folge des Knalltraumas ist Schwerhörigkeit oder Taubheit, die nach einigen Tagen oder Wochen wieder abklingt. Schwerwiegender ist der Schaden, wenn Trommelfell oder Mittelohr verletzt werden oder wenn es zu einem Tinnitus (chronischen Ohrgeräusch) kommt. Einen Lösungsansatz bietet aber die erstaunliche Fähigkeit des Ohrs, sich selbst auf den Schalldruck vorzubereiten. Bei Lärmbeginn spannen die Mittelohrmuskeln das Trommelfell straffer und es dringt vom folgenden Knall weniger Druck ins Innenohr. Dieser Selbstschutzmechanismus funktioniert aber nur, wenn die Muskeln mindestens 35 ms (bei hohem Schallpegel) bis 150 ms (bei niedrigerem Schallpegel) Zeit zum Reagieren haben. Deshalb wurde der zeitliche Verlauf der Schalldruckbelastung für Fahrer und Beifahrer bei der Entfaltung von Airbags sowie bei der Fahrzeugkollision gemessen, wozu ein für Schalldruckmessungen verwendeter künstlicher Kopf auf einen normalen Dummy montiert wurde. Der gesamte Verlauf einer Airbag-Explosion erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa 250 ms. Der höchste Schallpegel von 155 - 170 dB(A) wird aber bereits 10 ms nach der Zündung erreicht und hält nur 1 ms an. Nach etwa 20 ms bewirkt das Aufblasen des Luftsacks einen Anstieg des Luftdrucks im Wageninneren auf bis zu 1500 Pa. Etwa 45 ms nach der Zündung fällt der Druck wieder auf 500 Pa zurück. Die Zeiten sind zu kurz für die Warnung des Ohrs, die laut Modellrechnung den entscheidenden Unterschied ausmachen würde: Die Hörschaden-Einheiten (Auditory Damage Units) betrugen mit Vorwarnung nur 187 und 194 ADU am linken und rechten Ohr der Fahrer-Puppe im Ford Fiesta, ohne Vorwarnung aber 880 und 693 ADU, wobei der Grenzwert für mögliche Schäden bei 500 ADU liegt. Es empfiehlt sich also, zur Vorwarnung der Ohren ein externes Signal der Audioanlage zu entwickeln. Bis dahin kann man durch ein geöffnetes Autofenster die Druckbelastung vermeiden. Das Geräusch der Fahrzeugkollision selbst ist unbedenklich - es erreichte das künstliche Ohr erst nach 80 ms und bewirkte höchstens 500 Pa.


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    Titel :

    Schalldruckbelastung von Pkw-Insassen durch Airbags


    Beteiligte:

    Erschienen in:

    Erscheinungsdatum :

    2007


    Format / Umfang :

    5 Seiten, 5 Bilder, 2 Tabellen, 10 Quellen



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch




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