Alle modernen Fahrzeugregelsysteme benötigen für ihre Funktion eine Vielzahl an Messwerten, die kontinuierlich verarbeitet werden. Für den forensisch tätigen Sachverständigen stellt sich dabei die Frage, welche Daten im Fahrzeug vorhanden sind und inwieweit diese für die Unfallanalyse verwendet werden könen. Die hohe Anzahl der mittlerweile in den Fahrzeugen eingesetzten Steuergeräte und die damit einhergehenden gestiegenen Anforderungen an die Netzwerkstruktur haben die ursprünglich verwendeten Einzelleitungen mit Punkt-zu-Punkt-Verbindungen verdrängt. Statt der Einzelleitungen werden inzwischen Datenbusse eingesetzt. Hier hat sich der CAN-Bus etabliert (sowohl ISO- als auch SAE-Standard für den Datenaustausch). Für die Vernetzung von Motor- und Fahrdynamikregelungen werden die vorhandenen Daten in Echtzeit ausgetauscht, was Übertragungsraten bis 1 MBit/s erfordert. Um insbesondere den gestiegenen Anforderungen im Bereich des Infotainments gerecht zu werden, geht die Entwicklung zu optischen Datenbussystemen wie dem digitalen MOST mit 21,2 MBit/s oder zu Funksystemen wie z. B. Blutooth. Ferner ist in naher Zukunft für die Fahrzeug-Fahrzeug- oder die Fahrzeug-Baken-Kommunikation die Norm 802.11p oder auch DSRC als eine Erweiterung zu IEEE 802.11a geplant. Die Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation soll zur Kollisionsverhütung eingesetzt werden. Aufgrund der Vernetzung der einzelnen Systeme greifen auch z. B. Klimatisierungen auf die Sensorik anderer Komponenten zurück, die sehr wohl für den Sachverständigen von Beteutung sein können. So fließt in die Klimatisierung z. B. auch die Information über die Fahrzeuggeschwindigkeit mit ein. Im Gegensatz zu den Komfortsystemen sind naturgemäß die Fahrdynamik- und Fahrsicherheitssysteme für den Unfallanalytiker von höherem Interesse. Das Konzept der On-Board-Diagnose (OBD) ist ein normiertes System von Fehlercodes, die mit einem normierten Diagnosegerät ausgelesen werden können. Abgasbeeinflussende Systeme werden während des gesamten Fahrbetriebs überwacht und Fehler werden im Steuergerät gespeichert. Im Rahmen der OBD findet eine Selbstprüfung der Steuergeräte sowie eine Überwachung der Ein- und Ausgangssignale und der Kommunikation der Steuergeräte untereinander statt. In den USA wurde das hohe Potenzial der in Fahrzeugen gespeicherten Daten für die Unfallrekonstruktion bereits erkannt. Die positiven Erfahrungen aus dem Einsatz von Flugdatenschreibern veranlasste die US-amerikanische Verkehrsbehörde NTSB eine Empfehlung für eine Kooperation der zivilen US-Bundesbehörden für Straßen- und Fahrzeugsicherung mit den Automobilherstellern auszusprechen. Durch diese Zusammenarbeit sollten unfallrelevante Informationen aus den in den Fahrzeugen verbauten Crash Sensoren und Speichermodulen (EDR = Event Data Recorder) gewonnen werden. Die Vetronix Corporation, USA, hat von GM die exklusiven Rechte zur Entwicklung eines Systems erhalten, das die im EDR gespeicherten Rohdaten auslesen und konvertieren kann. Mit dem EDR sowie dem Crash Data Retrieval (CDR) hat nun erstmalig der Unfallanalytiker die Möglichkeit, anhand der im Fahrzeug bereits vorhandenen Systeme genaue Daten über ein Unfallgeschehen zu erhalten. Dem Unfallsachverständigen eröffnen sich damit neue Möglichkeiten. Um dieses Potenzial in der täglichen Gutachterpraxis nutzen zu können, sind allerdings noch zahlreiche Aspekte genauer zu prüfen. Der Ansatz aus den USA, die in den Airbagsystemen gespeicherten Daten gezielt für die Rekonstruktion von Unfällen abzuspeichern, stellt eine interessante Möglichkeit dar. Es ist jedoch abzuwarten, ob diese Lösung auch in Europa auf Zustimmung stoßen wird.


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    Titel :

    Unfallrelevante Daten in elektronischen Fahrzeugsystemen


    Weitere Titelangaben:

    Crash data retrieval in electronic vehicle systems


    Beteiligte:

    Erschienen in:

    Erscheinungsdatum :

    2006


    Format / Umfang :

    7 Seiten, 6 Bilder, 14 Quellen



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch




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