Seit 2001 regelt die EU-Altautoverordnung das Recycling von Fahrzeugen und macht den Automobilherstellern genau Vorgaben: Gegenwärtig dürfen noch rund 15 % des Materials auf einer Mülldeponie landen, die übrigen 85 % eines Fahrzeugs müssen verwertet werden. Die EU-Altautoverordnung hat die Hersteller außerdem verpflichtet, alle Fahrzeuge kostenlos zurückzunehmen und zu verwerten - ab dem 1. Januar 2007 nicht nur Neufahrzeuge, sondern alle Modelle. Im Jahr 2015 soll dann die Verwertungsquote von 85 auf 95 % ansteigen. Weltweit wurden 31 ähnliche Gesetze erlassen. Die BMW Group begann 1991 ihr Verwerternetz aufzubauen. Heute schreibt die EU flächendeckend Rücknahmestellen und Verwertungsbetriebe vor, die BMW Group arbeitet mit etwa 100 Betrieben in Deutschland zusammen. Laut Kraftfahrtbundesamtes blieben von 3,2 Millionen aus den Registern gelöschten Fahrzeugen im Jahr 2005 nur 800 000 zur Verwertung in Deutschland. Der Rest ging über die Grenze, hauptsächlich nach Litauen, Polen und Russland. Recycling-Kapazitäten bauen trotzdem alle deutschen OEM auf. DaimlerChrysler beispielweise hat im 'Mercedes-Benz Gebrauchtteile Center (GTC)' in den vergangenen 10 Jahren mehr als 10 000 Fahrzeuge demontiert, Gebrauchtteile aussortiert und Reststoffe entsorgt. Gebrauchtteile wie Motoren, Getriebe, Achsen oder Reifen werden weiterverkauft. Ungefähr 370 000 Teile unterschiedlicher Qualitätsklassen zählt das Lager des GTC in Neuhausen. Mit dem eigenen Verwertungsunternehmen und den insgesamt 200 Rücknahmestellen sieht sich DaimlerChrysler gut gerüstet für die Neuerungen der EU-Altautorichtlinie. Die Ökobilanzexperten beider Unternehmen warnen allerdings vor den viel zu starren Quoten, denn eine aussagekräftige Ökobilanz eines Fahrzeugs bezieht sich nicht nur auf das pure Recycling. In den Lebenszyklus eines Autos sind viel mehr auch das Gewicht und der Kraftstoffverbrauch einzuberechnen. Aufbereitungstechniken gibt es für alle Stoffe, aber nicht alle Wege sind zielführend. Wenn die Verwertung mehr Energie verbraucht als einspart oder beim werkstofflichen Recycling ein Produkt mit schlechter Qualität entsteht, ist die Verwertung nicht praktikabel. Machbar ist alles - aber nicht alles ist gleichzeitig ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Wirtschaftlich arbeitet auch die Recycling-Anlage von Volkswagen im österreichischen Linz noch nicht, aber die neue Entsorgungstechnik, die der Autobauer zusammen mit dem Ingenieurbüro Sicon in Siegen entwickelt hat, verspricht Autos in Zukunft komplett zu verwerten. Eine wertvolle Rohstoffquelle, nicht lästigen Abfall sieht VW im Altauto der Zukunft. In der Pilotanlage im belgischen Antwerpen werden Schredderrückstände verwertet, die bisherige Verfahren nicht trennen. Nach einem aufwändigen Zerkleinerungs- und Sortierunsprozess kommen am Ende relativ reine Stoffe wie Hartkunststoff, Gummi-Granulat, Kupfer oder Zink heraus, die z. B. als Reduktionsmittel im Hochofen (statt Schweröl) oder zur Entwässerung von Klärschlamm (statt Kohlestaub) eingesetzt werden können. In einer VW-Studie wurden das Sicon-Verfahren und die Demontage gegenübergestellt: Beide Verfahren schonen die Umwelt umso mehr, je mehr Leicht- und Buntmetalle sowie Kunststoffe in einem Fahrzeug verbaut sind.
EU-Altautoverordnung verhindert Ökobilanzen für den gesamten PKW-Lebenszyklus
EU used car regulation prevents environmental balance-sheet of the car's total life cycle
Automobil Industrie ; 51 , 10 ; 34-37
2006
4 Seiten, 5 Bilder
Aufsatz (Zeitschrift)
Deutsch
Anwendung im Fahrzeugbau , Pkw (Personenkraftwagen) , Altautoentsorgung , Verwertung (Abfall) , Ökobilanz , Lebenszyklusbewertung , Verordnung (Vorschrift) , EU (Europäische Union) , Automobilindustrie , Abfallwirtschaft , OEM (Autohersteller) , Gebrauchtteileverwertung , Gebrauchtteilevertrieb , EG-Richtlinie , Wirtschaftlichkeit
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