Bis 1996 erhöhte sich der gewichtsmäßige Anteil von Kunststoffen eines Mittelklasse-Pkw auf etwa 13 %. Die 7 % (1,8 Mio t) der im gleichen Jahr in der Autoproduktion verbrauchten Kunststoffe verteilen sich auf eine Vielzahl gängiger Polymertypen (PP (Polypropylen) mit 35 %, PUR (Polyurethan) mit 20 % und PVC (Polyvinylchlorid) mit 11 %). Am stärksten hat sich seit 1980 die Verwendung von Kunststoffen im Antriebs- und Motorbereich weiterentwickelt. Großflächige Karosserie-Außenteile sind ein Anwendungsgebiet, das für die Kunststoffe Chancen bietet. Kunststoffe würden nicht nur Gewicht und Kosten reduzieren, sondern ebenfalls Integrationsfähigkeit und Gestaltungsfreiheit bei Außenteilen eröffnen. Karosserie-Außenteile aus Kunststoff sind etwa halb so schwer wie vergleichbare Teile aus Stahl. Aufgrund seiner Vollkunststoff-Karosserie erreicht der Smart einen Kunststoffanteil von 20 %. Auch die im Auto eingesetzten Textilien für Sitze, Dach- und Seitenverkleidung werden in den kommenden Jahren mehr und mehr auf Basis von PP hergestellt, um ein durchgängiges Recyclingkonzept unter Nutzung nur noch einer Werkstoffkomponente realisieren zu können. Dies bedeutet einen Anstieg des PP-Anteils bis zur Jahrtausendwende auf 55 %. Die Karosserie des CCV-Kleinwagens von Chrysler besteht komplett aus großformatigen Verbund-Kunststoffteilen, die miteinander verklebt werden. So können die Produktionskosten um 80 % und das Fahrzeuggewicht auf knapp 550 kg gesenkt werden. Möglich werden soll dies durch Karosserieteile aus eingefärbtem, thermoplastischem Polyester PET (Polyethylenterephthalat). Leichter und billiger läßt sich die Armierung der Kunststoffe mit Hanf, Flachs oder Sisal bewerkstelligen. Erprobt werden derzeit Unterboden-Verkleidungen sowie die Kapselung von Motor und Getriebe bei Nahverkehrs-Omnibussen. Noch nicht ausgeschöpft sind die Möglichkeiten, die Autoverglasung im Seiten- und Heckbereich durch PC (Polycarbonat) zu substituieren, vielleicht sogar als PC-Frontscheibe. Mit ULSAB (Ultra Light Steel Auto Body) wollen die Stahlkonzerne beweisen, daß Stahl in speziellen Legierungen auch für modernste Anwendungen taugt. Neue Autotypen weisen zu mehr als 50 % höherfeste Stahlsorten in ihrer Karosserie auf.
Gewichtsersparnis nur noch ein Nebeneffekt. Kunststoffe im Automobilbau - eine Bestandsaufnahme
Schweizer Maschinenmarkt ; 46 ; 164-166
1998
3 Seiten, 2 Bilder
Article (Journal)
German
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