Hinterspritz-Werkzeuge zur Herstellung textilkaschierter Plastteile in einem Arbeitsgang werden am Beispiel eines Werkzeugs für den Knieschutz eines Personenkraftwagens erläutert. Niedriger Einspritzdruck zur Schonung des Dekormaterials und möglichst geringe Wanddicken zur Kosteneinsparung sind erforderlich. Unterschiede zu konventionellen Spritzgießwerkzeugen sind: 1. Existenz einer Tauchkante zum leichtem Nachfließen des Dekors in die Kavität und Abdichten gegen nachfließende Schmelze ohne Beschädigung; 2. Lage von Anguß mit Heißkanal, Auswerfern und Schiebern in der festen Hälfte; 3. Schrägneigung zur Schließrichtung aller zu belegenden Wände, um beim Schließen die wegen des engen Spaltes das Nachfließen erschwerende Reibung auf das Textil und Faltenbildung zu verhindern. Daher ist die Tauchkante aufwendig manuell abzustimmen. Große Fließwege bei geringen Drücken erfordern Heißkanalverteiler und Nadelverschlußdüsen. Über einzeln ansteuerbare Düsen erfolgt Kaskadenfüllung mit pneumatisch, nicht hydraulisch betätigten Nadeln zur Vermeidung von Ölschmutz. Der Heißkanalverteiler (Firma Unitemp SA, Couroux, Schweiz) ist ein strömungsgünstig gebogenes Edelstahlrohr ohne großen Druckverlust und Schmelzestau, mit guter Wärmeverteilung und Einhaltung der Temperatur durch Einbettung mit der Heizung in einer Kupferlegierung. Die Düsen mit eigenem Temperaturfühler sind bis zur Spitze beheizt, wegen gleichmäßiger Gesamtlängentemperatur mit Kupfer vergossen und bei großer Länge mit mehreren Heizungen versehen. Verstärkungsrippen schräg auf der Rückseite des Knieschutzes ersparen aufwendige Schieber. Zur Anformung von Befestigungen, Clipsen und Schnappzungen sind fünf, für Lenksäulenanschluß ein Schrägschieber nötig. Simulationsrechnung des Füllens ist zu empfehlen, Optimalplazierung der Düsen aber wegen Schiebern, Auswerfern, Rippen und Kipplage meist unmöglich. Wegen komplexer Anforderungen sind Werkzeuge für Hinterspritzen rund ein Drittel teurer als konventionelle. Kooperation mit Anwendern vor Serienfertigung sichert ein kostengünstiges Verfahren, bei dem im Gegensatz zum Kaschieren wegen besserer Haftung meist ein 90 Grad-Kantenumbug im Werkzeug ausreicht. Neben günstigen Gebrauchseigenschaften ist bei gleichem Grund- und Dekormaterial Recycling möglich.
Know-how für das Hinterspritzen. Spritzgießen und Kaschieren in einem Arbeitsgang
The art of in-mould lamination
Kunststoffe, München ; 86 , 11 ; 1654-1658
1996
3 Seiten, 2 Bilder
Article (Journal)
German
Hinterspritzen von Dekormaterialien durch Niederdruck-Spritzgießen
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