Im Feld Mittelplate sind ölführende Bereiche der Lagerstätte nur noch in immer größerer Entfernung von der Bohrinsel anzutreffen. Daher ist es notwendig, das Bohrkonzept zu überarbeiten. Eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung ist die Anwendung, der Multilateraltechnologie. Dabei wird aus einem Bohransatzpunkt eine Bohrung abgeteuft und untertage verzweigt. Bei Bedarf kann aus allen Ästen der Bohrung gleichzeitig gefördert werden. Um unterschiedliche Druckregime beherrschen zu können, gibt es verschiedene Typen von Multilateralbohrungen, die sich in ihrem Junction Level unterscheiden. Im Falle der Mittelplate A23 fiel die Entscheidung zugunsten einer sogenannten Level 5 Junction. Das bedeutet absolute Druckdichtigkeit im Bereich der Junction sowie individuelle Zugänglichkeit der einzelnen Äste der Bohrung. Diese Variante stellt an die Bohrtechnik sowie an die Komplettierung höchste Anforderungen. Die Junction sollte möglichst tief installiert werden. Dadurch verringert sich die zwei Mal zu bohrende Strecke erheblich und die Effizienz einer solchen Bohrung erhöht sich deutlich. Gleichzeitig steigt aber die Schwierigkeit, die bohrtechnischen Ziele zu erreichen. So wurde u.a. vom bisherigen Verrohrungsschema abgewichen, indem mit einem größeren Standrohrdurchmesser begonnen wurde. Zur Überbrückung von allzu langen open hole Strecken kam ein Expandable Liner zum Einsatz. Die Junction musste in der 9 5/8''-Produktionsrohrtour unmittelbar vor Eintritt in die Lagerstätte platziert werden. Hierfür war es überaus kritisch, das 9 5/8''-Casing bis zur Lagerstätte zu bringen (bereits im horizontalen Bereich der Bohrung in 4133 m Tiefe). Bis zu dieser Tiefe gab es zahlreiche Restriktionen an den Bohrpfad, um einen reibungslosen Einbau der Junction sowie der TKP (Tauchkreiselpumpen) und deren möglichst langen reibungslosen Betrieb und evtl. alternative Ablenkpunkte zu gewährleisten. Im Reservoirbereich wurde die Bohrung mittels Geosteering optimal gesteuert. Ziel war hier die Gewährleistung maximaler Förderstrecken. Das Mainbore erreichte die Endtiefe bei 5942 m. In 4055 m wurde die Bohrung mittels Whipstock abgelenkt und der Lateralast bis 5334 m erfolgreich gebohrt. Der Whipstock wurde vor Einbau der ersten Verrohrung für die Ablenkung wieder gezogen, um den Zugang zum Mainbore zu gewährleisten. Durch die erfolgreiche Umsetzung dieses Konzeptes konnten bereits in diesem Fall 4055 m Bohrstrecke eingespart sowie ein Bohransatzpunkt auf der Plattform bewahrt werden.
Mittelplate A23/A23M1: Planung und Realisierung der ersten Multilateralbohrung für die RWE Dea AG
Mittelplate A23/A23M1: Planning and realization of the first multilateral well for RWE Dea AG
Erdöl-Erdgas-Kohle ; 127 , 7/8 ; 299-302
2011
4 Seiten, 6 Bilder, 2 Quellen
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