Anhand einer Studie im dynamischen Fahrsimulator der BMW Group wurde das Fahrerverhalten im Zusammenspiel mit Fußgängern analysiert. Untersuchungsfragen sind zum einen das Verhalten gegenüber Fußgängern in unkritischen Situationen. Zum anderen wurden am Beispiel einer präventiven Fußgängerschutzfunktion die Akzeptanz von Falschauslösungen in verschiedenen Verkehrssituationen sowie die reproduzierbare Darstellung einer repräsentativen und realitätsnahen hochkritischen Situation im Fahrsimulator untersucht. Die Probanden wurden vorab nicht über die Fragestellung der Studie aufgeklärt. Ihnen wurde lediglich mitgeteilt, dass das Fahren im innerstädtischen Bereich untersucht werden soll. Die Ratings bzw. Anmerkungen der Teilnehmer zeigen, dass vor allem Situationen als inakzeptabel bewertet werden, in deren Verlauf sich der Fußgänger nicht bewegt und somit die Gefährdung nicht nachvollziehbar ist und bei denen die Position des Fußgängers auf der entfernteren Straßenseite ebenfalls eine Gefährdung weitgehend ausschließt. Aus der Sicht der Probanden ist es also wichtig, die Bewegung des Fußgängers sowie die Position in Relation zur Straße mit einzubeziehen. Als gefährlich erscheinen vor allem Situationen, welche bei höherer Geschwindigkeit völlig unvorhersehbar für den Fahrer auftreten oder in deren Verlauf fahrdynamische Reaktionen erforderlich sind. Situationen, in denen die Aufmerksamkeit des Fahrers ohnehin schon auf die nähere Umgebung gerichtet ist werden als weniger gefährlich erachtet. Die Normalsituationen sind für die Probanden nicht als Messsituationen erkennbar und stellen herkömmliche, alltägliche Verkehrssituationen mit Fußgängern dar. Die Fahrer passieren bei entsprechend früher Wahrnehmung im Mittel den Fußgänger mit ca. 1,5 m seitlichem Abstand und beginnen bei einer Annäherung an einen querenden Fußgänger bei einer TTC (time to collision) von ca. 4 s zu bremsen. Diese allgemeingültigen Werte dienen zur Systemauslegung und Beschreibung von Szenarien sowohl in Längs- wie auch in Querrichtung. Es zeigte sich, dass die Probanden beim erstmaligen Eintreten der hochkritischen Situation tendenziell mit System etwas früher reagieren als ohne Systemunterstützung, jedoch ist dieser Unterschied nicht signifikant.
Fahrerverhalten in Fußgängersituationen mit und ohne Unterstützung eines präventiven Sicherheitssystems - Herausforderungen bei der empirischen Bewertung
2010
20 Seiten, 14 Bilder, 11 Quellen
Conference paper
German
European Patent Office | 2015
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