Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR wurde ein neuartiges System zur Vermeidung von Zugkollisionen, das RCAS (Railway Collision Avoidance System), entwickelt, das ohne stationäre Sicherheitstechnik entlang der Strecke auskommt. RCAS beruht auf einer direkten infrastrukturlosen Zug-zu-Zug-Kommunikation und einem Sensorsystem zur Erfassung von Position, Geschwindigkeit und Fahrweg, kombiniert mit Informationen zu Lademaß und geplantem Fahrweg. Basis der Positionsbestimmung sind Satellitennavigation und im System hinterlegte Karten mit Streckeninformationen sowie eine Fahrwegkamera, die auch bei Weichenüberfahrten den richtigen befahrenen Strang erfaßt. Die Informationen werden periodisch über Funk abgestrahlt (digitaler Behördenfunk, Reichweite etwa 5 km), wobei der jeweilige Übertragungskanal entsprechend der Position ausgewählt wird und sichergestellt ist, dass auch bei mehreren Zügen im Empfangsbereich jedes Signal empfangen werden kann. Bei einem drohenden Zusammenstoß warnt das System den Triebfahrzeugführer und bietet Lösungsvorschläge an. Das RCAS soll das bestehende europäische Sicherungssystem ETCS (European Train Control System) nicht ersetzen, sondern als Overlay-System ergänzen (bei Strecken mit geringem Verkehrsaufkommen, im Baustellenbereich und Rangierbereich, auf Nebenstrecken und für Industriebahnen). Als mobile Einheit kann RCAS auch von Lokrangierführern oder Gleisbauarbeitern eingesetzt werden. Der derzeitige RCAS-Prototyp basiert auf handelsüblicher Software und Hardware, die keine Zulassung im sicherheitskritischen Bereich hat. Nach dem Nachweis der prinzipiellen Funktionsfähigkeit wird derzeit der praktische Einsatz (Kooperation mit der Bayerischen Oberlandbahn BOB), die Aufrüstung mit weiteren Sensoren zur Erfassung der Zugcharakteristik, eine Sicherheitsanalyse des Systems und die Einsatzmöglichkeit zur Erfassung von Bahnübergängen erarbeitet (Marktreife 2013 bis 2015). In ersten Praxistests mit verschiedenen Szenarien (Flankenfahrt zweier Züge auf eine eingleisige Strecke zu, Gleisüberfahrt mit einem belegten und einem unbelegten Gleis bei unbekannter Weichenstellung, Erkennung einer unkritischen Lage durch ein in Weichennähe stehendes Fahrzeug) hat sich RCAS bewährt.
RCAS - Kollisionsverhinderung auch ohne ortsfeste Anlagen. Züge gelten als sicheres Verkehrsmittel
RCAS - mobile radio-assisted collision avoidance without stationary facilities
Internationales Verkehrswesen ; 62 , 9 ; 20-21
2010
2 Seiten, 2 Bilder
Article (Journal)
German
Kollisionswarngerät , Schienenverkehr , Eisenbahngüterverkehr , bewegliches Kommunikationssystem , transportables Gerät , Positionssensor , Ortsbestimmung , drahtlose Kommunikation , Funknavigation , Geschwindigkeitssensor , Satellitennavigation , Zugverkehr , Rangieranlage , Verkehrssicherheit , Prototypentwicklung , Pilotanlage
RCAS - Kollisionsverhinderung auch ohne ortsfeste Anlagen
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