Während die Muttergesellschaft Lufthansa Verluste für die ersten drei Quartale 2009 verzeichnete, konnte die Billigflieger-Tochter Germanwings einen Rekord bei Umsatz und Gewinn melden. Die Lufthansa verliert Geld auf dem Gebiet, auf dem Germanwings es verdient: mit Flügen innerhalb Europas. Derzeit buchen vor allem Geschäftsreisende statt teurer Business-Tickets nur Economy, oder gleich Billigflüge. Das drückt die Einnahmen der Lufthansa pro Flug um bis zu einem Drittel. Deshalb überlässt sie der Billigkonkurrenz die entsprechenden Strecken oder schiebt sie zu Germanwings. Da diese Konzerntochter zu rund 60 % der Kosten der Muttergesellschaft fliegt, schafft sie Gewinne, wo Lufthansa schon rote Zahlen schreibt. Zwar gab es die Idee, die Passagiere in Europa abseits der Drehkreuze Frankfurt und München billig statt etabliert zu fliegen, doch wird diese nicht umgesetzt. Lufthansa fürchtet, seine Kunden auf Dauer zu verärgern, wenn sie zwar Lufthansa buchen, dann aber mit der Billigtochter Germanwings fliegen müssten. Die Premiumkunden, die in der Businessclass hohe Preise zahlen, verlöre die Lufthansa damit endgültig. In der Branche wird aber davon ausgegangen, dass nach der Krise auf kurzen Strecken nicht mehr nennenswert Business geflogen wird. Widerstände werden auch erwartet, weil vor allem die Piloten um Privilegien und Aufstiegsmöglichkeiten fürchten, wenn die Kern-Lufthansa zugunsten der Billigtochter schrumpft. Aber das ist ohnehin nur eine Frage der Zeit, denn die komfortablen Arbeitsbedingungen werden angesichts einer geplanten Senkung der Betriebskosten um 40 % sowieso verändert.
Billiges Original. Warum der Lufthansa-Discounter Germanwings seiner Konzernmutter aus der Patsche helfen könnte - und es nicht darf
Wirtschaftswoche ; 46 ; 64
2009
1 Seite, 1 Bild
Article (Journal)
German
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