Am Beispiel der Firma GMO in Osterwieck werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie für die Motoren historischer Kraftfahrzeuge (Oldtimer) Gleitlagerschalen nachgefertigt werden können. Von den zwei möglichen Herstellungsverfahren für Lagerschalen, dem Umformen von Bimetall-Bandmaterial und dem Schleuderguss ist das erste Verfahren erst ab einer gewissen Mindeststückzahl rentabel. Wirtschaftlich für geringe Stückzahlen bis hinab zur Einzelfertigung ist der Schleuderguss. Hier ist ein Stück Rohr die Ausgangsbasis, das auf der Drehmaschine auf das gewünschte Maß gebracht wird. Dieser Rohling kommt in einen Halter und wird mit einer abgewogenen Menge des Materials befüllt, das die Lauffläche des Lagers bilden soll beispielsweise mit einer Blei-Bronze-Mischung. Anschließend wird der Halter in eine Vorrichtung gespannt, die ihn in Rotation versetzt. Die Bleibronze wird auf über 1000 Grad C erhitzt, bis sie flüssig ist und sich durch die Fliehkraft an der Wand der Stahlbuchse absetzt. Schlagartiges Abkühlen mit Wasser beendet den Schleudergussvorgang. Ergebnis ist ein Gleitlagerrohling, der an verschiedenen Maschinen auf seine endgültigen Maße gebracht und schließlich in einer Sägevorrichtung zu Halbschalen getrennt wird. Die Endbearbeitung von in geringer Stückzahl hergestellten Lagerschalen unterscheidet sich bei beiden Verfahren kaum. In Handarbeit werden Ölbohrungen gesetzt, Schmiernuten und Öltaschen gefräst oder Haltenasen gestanzt. Das meiste geschieht im Gesenk, um auszuschließen, dass sich die Schalen verformen. Dem nachfolgenden Einbau als Kurbelwellen- oder Pleuellager geht das präzise Vermessen und Schleifen der Lagerstellen auf das entsprechende Untermaß voraus. Die Lagerschalen werden trocken in die vorher penibel gereinigten Sitze im Motorblock eingelegt. Die Enden der Halbschalen müssen bündig im Gehäuse liegen, die Haltenasen in ihrer Aussparung sitzen und eventuelle Ölbohrungen müssen mit den Ölkanälen fluchten. Erst danach werden die Laufflächen der Schalen gut eingeölt und die Kurbelwelle probehalber eingelegt. Bei einer Nachfertigung von rund 100 Halbschalen (beispielsweise für Clubs oder Händler) liegt der Stückpreis bei 6 EUR bis 8 EUR. In Arbeit befindet sich ein Satz von 26 Pleuel- und Hauptlagerschalen für einen Sechszylindermotor. Die 26 Halbschalen werden voraussichtlich 1800 EUR kosten.
Lager-Wirtschaft. Lagerschalen nachfertigen - wie es geht, was es kostet
Oldtimer Praxis ; 7 ; 64-67
2009
4 Seiten, 31 Bilder
Article (Journal)
German
Einzelfertigung , Gleitlager , Hauptlager (Maschinenelement) , Kleinserienfertigung , Kraftfahrzeug , Kurbelwellengleitlager , Lagerbock , Lagerschale , Lagerwerkstoff , Lauffläche , Leichtmetalllegierung , Motorblock , Motorüberholung , Oldtimer , Oldtimer-Ersatzteil , Passungsspiel , Pleuellager , Preis (Handelswert) , Rohling , Schleifen , Schleudergießverfahren , Stahlrohr , Technikgeschichte , Verbrennungsmotor , Weißmetall
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