Die zunehmende Bedeutung der Ergonomie in der Automobilindustrie wird durch die Erhebungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der BKK bestätigt. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales berichtet, dass in 2006 ca. 95 Mio Ausfalltage durch arbeitsbedingte Erkrankungen von Muskulatur und Skelett verursacht wurden. Dies entspricht einem Produktionsausfall von ca. 8,5 Milliarden Euro. Der BKK Gesundheitsreport 2007 berichtet, dass ein Viertel aller Krankheitstage durch arbeitsbedingte Erkrankungen von Muskulatur und Skelett verursacht sind und diese mit zunehmendem Alter dramatisch ansteigen. Angesichts des allgemeinen demographischen Wandels, der bei der Mercedes Car Group bis 2016 einen Anstieg des Durchschnittsalters um 5 Jahre bewirkt, ist es daher die dringende Notwendigkeit, die Arbeitsplätze möglichst umfassend präventiv ergonomisch abzusichern. Auf diese Weise soll ein Beitrag zur Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Belegschaft bis ins höhere Alter geleistet werden. Ein wesentlicher Gesichtspunkt des EU-Projektes 'CyberManS' besteht darin, sich von den Beschränkungen konventioneller Ergonomie-Simulationswerkzeuge zu lösen und dabei neuartige Methoden zur frühen digitalen Ergonomieabsicherung zu betrachten. Einen wesentlichen Untersuchungsaspekt bilden hierbei Methoden aus dem Bereich Augmented Reality bzw. Mixed Reality. Mixed Reality Szenarien bieten die besondere Möglichkeit nicht nur Sichtbarkeits- und Erreichbarkeits-Analysen vorzunehmen, sondern insbesondere auch die aufzuwendenden Kräfte und Gewichte zu berücksichtigen. Zur Vereinfachung des Aufbaus von Mixed Reality Szenarien wurde ein prototypischer Workflow (Kofferraummontage) implementiert. Dieser besteht aus einem Authoringtool, in dem der Produktionsplaner die benötigten Arbeitsschritte und Geometrien verknüpft, um somit automatisch zu einer Virtual oder Mixed Reality (VR/MR) Umgebung zu gelangen, innerhalb derer die verschiedenen Arbeitsabläufe einer Arbeitsstation untersucht werden können. Der Planer kann entweder selbst im Mixed Reality Szenario die Verbauung vornehmen oder einen Werker beobachten und die einzelnen Vorgänge ergonomisch beurteilen. Eine weitere Möglichkeit der ergonomischen Nutzung des Mixed Reality Szenarios besteht in der Auswertung der Bewegungsdaten, die mittels eines Motion Capture Anzugs während des Einbauvorganges aufgenommen wurden.


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