Zur Analyse des Fahrverhaltens müssen im heutigen Entwicklungsprozess viele verschiedene Fahrmanöver und daraus ermittelte Kennwerte herangezogen werden. Ziel ist es, mittels dieser Manöver die wichtigsten Fahrzustände abzudecken, um eine möglichst lückenlose Beschreibung des stationären und dynamischen Fahrverhaltens zu erhalten. Die aus diesen Messdaten gewonnenen Informationen liegen jedoch teilweise redundant vor. Da sich das Fahrverhalten von konventionellen Fahrzeugen bis zu einer Frequenz von zirka 3 Hz nahezu vollständig mit den wenigen Parametern eines erweiterten Einspurmodells beschreiben lässt, ist es wesentlich effizienter, nur die Manöver zu vermessen, die benötigt werden, um die Parameter des genannten Modells zu bestimmen. In diesem Beitrag der Daimler-Chrysler AG wird eine Methodik zur Fahrverhaltensanalyse beschrieben, die mit Hilfe eines einfachen Simulationsmodells und anhand weniger Fahrmanöver eine ähnlich vollständige Bewertung ermöglicht wie die klassische Fahrverhaltensanalyse. Der Modellkern dieses Programms, genannt EVA (Evaluation and Vehicle Analysis), basiert auf einem Einspurmodell, das im Vergleich zu einem klassischen Einspurmodell [5] um den Wankfreiheitsgrad, nichtlineare Lenkübersetzung, nichtlineare Seitenkraftkennlinien und Reifendynamik erweitert ist. Dieses Modell ist gerade so komplex wie nötig, um die gewünschten Vorhersagen zu erlauben, gleichzeitig aber so einfach wie möglich gehalten, um Quereinflüsse zwischen den einzelnen Parametern auf bestimmte Fahrzeugeigenschaften möglichst zu vermeiden und diese aus einfachen Fahrmanövern bestimmen zu können. Die Parameter und Kennlinien des Modells charakterisieren die fahrdynamischen Fahrzeugeigenschaften und werden als fahrdynamischer Fingerabdruck oder FF benannt. Zur Ermittlung des FFs werden die Modellparameter und -kennlinien so angepasst, dass stationäres und dynamisches Verhalten aus Messung und Simulation möglichst gut übereinstimmt. Ein wichtiger Anspruch an den FF ist die Fähigkeit, Aussagen über andere nicht gefahrene Fahrzustände zu machen. Mit der Extrapolationsfähigkeit besteht die Möglichkeit, auch diese Manöver zu simulieren und zu bewerten. Nicht gefahrene Manöver ergeben sich aus anderen Lenkradwinkel- und Fahrgeschwindigkeitseingaben.
Einspurmodell für die Fahrdynamiksimulation und -analyse
Automobiltechnische Zeitschrift - ATZ ; 108 , 11 ; 962-967
2006
6 Seiten, 10 Bilder, 2 Tabellen, 7 Quellen
Article (Journal)
German
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