Ein Überblick über Klebstoffanwendungen im Autoinnenbereich ist gegeben. Klebstoffanwendungen im Fahrzeuginneren lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Klebstoffe für Flächenkaschierung mit flexiblen Dekormaterialien und Klebstoffe für Montageverklebungen. Im Bereich der Dekorkaschierungen haben in den 70er Jahren weichmacherfeste, lösemittelhaltige Polyurethanklebstoffe die früheren Kontaktklebstoffe verdrängt. Letztere werden heute nur noch für Spezialanwendungen eingesetzt. Der Klebstoffauftrag erfolgt hierbei im Sprühverfahren. Umweltauflagen zwangen dazu Lösemittel zu ersetzen. In Westeuropa und Mitteleuropa werden daher seit den 90er Jahren hauptsächlich wässrige Dispersionsklebstoffe verwendet. Sie machen etwa 70 % des Sprühklebstoffbedarfs aus. Im Bereich der Montageklebstoffe sind Hießschmelzklebstoffe (Hotmelts) von großer Bedeutung. Den Anfang der 90er Jahre auf den Markt gekommenen Polyurethan-Schmelzklebstoffen hat sich aufgrund des schnellen Abbindens, der Temperaturbeständigkeit und der hohen mechanischen Belastbarkeit der geklebten Werkstücke inzwischen ein breites Anwendungsspektrum erschlossen. Die Applikation findet dabei mit Heißklebepistolen statt. Schon in den frühen 90er Jahren kamen Überlegungen auf, reaktive PUR-Hotmelts auch für Dekorkaschierungen einzusetzen. Hierbei haben sich Walzenauftragsverfahren gegen den Sprühauftrag durchgesetzt, da diese einfacher und kostengünstiger sind. In den letzten Jahren haben TPO-Hotmelts (Thermoplastische Polyolefine) sowohl die älteren Polyamid-Hotmelts als auch reaktive PUR-Schmelzklebstoffe bei einer Reihe von Anwendungen im Automobilinnenraum ersetzt. TPO-Hotmelts sind sehr leistungsfähig und preiswert, haben jedoch den Nachteil einer geringeren Wärmebeständigkeit. Je nach Klebstofftype und mechanischer Beanspruchung der Klebefuge liegt die Wärmestandfestigkeit zwischen 80 Grad C und 95 Grad C. Neue Entwicklungen, diesen Schwachpunkt über den Einbau feuchtigkeitsvernetzender Silangruppen auszuräumen, erscheinen vielversprechend.
Damit der Himmel oben bleibt. Klebstoffvielfalt im Autoinnenbereich
Farbe und Lack ; 108 , 11 ; 20-24
2002
4 Seiten, 2 Bilder, 1 Tabelle
Article (Journal)
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