Die Nanotechnologie existiert bereits seit einigen Jahrzehnten. Neu ist lediglich die Bandbreite, in der man heute solche Strukturen gezielt und kostengünstig herstellen kann. Es werden einige Projekte aus der Automobilindustrie vorgestellt, die die Automobile dank der Nanotechnik komfortabler und effizienter machen können. Die VW-Forschung hat mehrere interessante Lösungen erarbeitet. Vieles steht deshalb nicht zur Verfügung, weil die Produkte noch nicht allen Haltbarkeitsansprüchen genügen, wie z.B. der bekannte Lotuseffekt - die Abweisung von Schmutz durch eine spezielle Feinstruktur der Oberfläche. Bereits in der Serie gibt es nano-skalige Beschichtungen für Scheiben und Spiegel, die mit Hilfe des Sol-Gel-Verfahrens aufgebracht wurden. Erhältlich ist ein Rückspiegel, dessen Reflexionsverhalten durch Anlegen einer elektrischen Spannung verändert werden kann. In Planung sind Fahrzeug-Scheiben, die man elektrisch verdunkeln und die Sonneneinstrahlung verringern kann sowie Frontscheiben, deren Oberflächen je nach Verschmutzung und Regenintensität hydrophil oder hydrophob eingestellt werden können. BMW hat in Sachen Hydrophobierung der Außenhaut bereits ein marktfähiges Nano-Produkt entwickelt, das auf fluorierten Polysiloxanen beruht. Auf den Scheiben lässt es das Regenwasser abperlen. Zudem wird an einer Antibeschlagbeschichtung für die Innenseite der Scheiben geforscht. Ein weiteres Gebiet ist der Verschleißschutz, den man durch nano-skalige Metall- oder Keramikbeschichtungen im Bereich der Motorenteile erzielen kann. Problematisch ist derzeit noch der Preis. Bei DaimlerChrysler AG eröffnet sich im Bereich der NOx-Sensoren die Chance nanoporöse Silizium-Strukturen einzusetzen, deren Innenwände mit katalytischen Materialien überzogen sind. Solche Sensoren können in Sekundenbruchteilen reagieren und das Motormanagement wirksam unterstützen. Bei der Degussa AG arbeitet man aktuell an einer neuen Variante des Rußes, der bei der thermischen Zersetzung von Rußöl entsteht. Erst durch den Zusatz von solchem Industrieruß erhalten Autoreifen die gewohnten Eigenschaften, vor allem eine gute Haltbarkeit. Neueste Nano-Entwicklungen helfen zusätzlich, Treibstoff zu sparen und das Verhalten auf nassen Strassen zu verbessern. Ein weiteres Produkt mit gezieltem Einsatz von nano-skaligen Partikeln sind die Leiterbahnen von Heckscheibenheizungen. Es wird geforscht, ob es sinvoll ist dem Kraftstoff nano-skalige Additive zuzusetzen. Diese könnten katalytisch wirken, die Verbrennung optimieren und so die Schadstoffemissionen deutlich senken.
Schöne neue Nano-Welt
Beautiful new nano-world
Automobil Industrie ; 47 , 1/2 ; 66-67
2002
2 Seiten, 1 Bild
Article (Journal)
German
Nanometerbereich , Nanotechnologie , Werkstofftechnik , Beschichtung (Überzug) , Beschichtungsmittel , Keramik , Fahrzeugzubehör , Fahrzeugfenster , Heckscheibe , Windschutzscheibe , heizbare Verglasung , Fahrzeugsicherheit , Preis-Leistungs-Verhältnis , Wirtschaftlichkeit , Lebensdauer , Autoreifen , Ruß , Kraftstoffverbrauch , Abgasemission , Additiv , Verschleißschutzschicht
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