Die Stadt Ulm vergibt alle zwei Jahre den Berblinger-Preis für Innovationen auf dem Gebiet der allgemeinen Luftfahrt. 1996 war ein praxistauglicher Solar-Motor-Segler gefordert, der selbständig startet und ausschließlich mit Sonnenenergie fliegen kann. Vögel und Insekten verwenden einen effizienten Antrieb: Ihre Flügel verformen sich beim Auf- und Abschlagen mit einer bestimmten Drehung, so daß die Vorderkante etwas vorauseilt. Mit dieser Technik würde zum Fliegen eines Menschen (70 kg) eine Antriebsleistung von 650 W benötigt - zu viel, um mit Muskelkraft fliegen zu können. Erfolgreicher ist die Verwendung eines ultraleichten Flugzeugs (32 kg Eigengewicht bei 30 m Spannweite), mit dem ein Mensch bereits mit 250 W Antriebsleistung, die von den Beinmuskeln aufgebracht werden kann, fliegt. Auf dem 1996er Wettbewerb in Ulm wurde ein Leichtbauflugzeug mit den Namen Icare (benannt nach dem griechischen Flieger 'Ikarus' und dem ägyptischen Sonnengott 'Re') vorgestellt, das an der Universität Stuttgart entwickelt wurde. Die Flugzeug-Struktur wiegt 165 kg, hinzu kommen 15 kg für einen Elektromotor mit Flügel und zugehöriger Elektronik. Bei diesem Flugzeug wird die zum Starten bis auf 450 m Höhe benötigte Energie von Akkumulatoren geliefert, danach reicht der Sonnenstrom (1 kW) aus 21 m3 Solarzellen auf Flügeln und Höhenleitwerk aus, um die Höhe zu halten. Derartige solargetriebene Flugzeuge könnten praktische Anwendungen erschließen, wie z.B. Erd- und Wetterbeobachtungen, Atmosphärenforschung und Messungen zur Ozon- und Treibhaus-Problematik. Vorteil gegenüber Ballons ist, daß die Flugzeuge kaum dem Wind ausgeliefert sind. Denkbar sind unbemannte Solarflugzeuge, die über Tage bis Wochen in großen Höhen fliegen. Tagsüber wird ein Teil des erzeugten Stroms in Batterien eingespeist, nachts wird diese Energie dann wieder verbraucht.
Fliegen ohne Sprit. Minimalisten im Flugzeugbau
1997
3 Seiten, 6 Bilder
Aufsatz (Zeitschrift)
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