Die stoffliche Aufbereitung thermoplastischer Kunststoffe ist bisher das quantitativ und qualitativ dominierende Recyclingverfahren für Bauteile aus Polymerwerkstoffen. Liegen Thermoplaste sortenrein und unverschmutzt vor (z.B. Produktionsabfälle wie Angüsse beim Spritzguß), so kann Recycling als gelöst betrachtet werden. Die Wiederverwendung von Bauteilen aus Altfahrzeugen und Werkstattentsorgung gestaltet sich jedoch ungleich schwieriger. Anhand eines aktuellen Beispiels, der E-Klasse von Mercedes-Benz, kann der Stand des Rezyklateinsatzes dargestellt werden. Eine Vielzahl von Bauteilen, die zusammen ca. 12 % des Kunststoffeinsatzes ausmachen, sind für den Rezyklateinsatz erprobt und freigegeben. Auch Duroplaste gelten längst nicht mehr als ungeeignet für das Recycling. Ihre Molekularstruktur (dreidimensional aufgebaute Makromoleküle, chemisch stark gebunden) verhindert zwar eine Umformung durch Wärmeenergie, doch wurden auch hierfür Verfahren entwickelt, die Materialrecycling oder Partikelrecycling ermöglichen. Als Ergenis von Untersuchungen ergibt sich für Mercedes-Benz die Stategie, bereits in der Konzeptphase alle Bauteile bzw. Baugruppen nach allgemeinen Vorgaben (z.B. Werkstoffempfehlungen und Werkstoffverboten) in zwei Recyclingklassen einzuordnen. 'Priorität-B-Bauteile' sind nach Möglichkeit recyclinggerecht zu gestalten. Die umweltfreundlichste Lösung ist zu bevorzugen. Bauteile der Priorität A sind zwingend so zu gestalten, daß eine schnelle Demontage und möglichst wirtschaftliche Wiederverwertung sichergestellt ist. Falls erforderlich, ist parallel zur Bauteilentwicklung ein Recyclingkonzept zu entwickeln. Kunststoffteile der Priorität A sind zum Beispiel Stoßfänger, Cockpit oder Sitze. Durch die Einbeziehung des Bauteileherstellers zu einem möglichst frühen Entwicklungsstadium wird dieser mit in die Verantwortung genommen. Bereits vor der Auftragsvergabe muß der mögliche Lieferant neben seinen technischen und wirtschaftlichen Angaben auch ein Recyclingkonzept für das entsprechende Bauteil vorstellen.
Recycling: Stand der Technik im Automobilbau
Recycling, state-of-the-art in the automotive industry
1996
17 Seiten, 7 Bilder
Aufsatz (Konferenz)
Deutsch
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