Mit dem Reifenversuchsfahrzeug der Abteilung Automobiltechnik der Ingenieurschule Biel kann der Haftbeiwert von PKW-Reifen getestet werden. Dabei können die zu messenden Reifen von 0 % bis 100 % Schlupf abgebremst werden. Der Schräglaufwinkel kann von 0 Grad bis 90 Grad variiert werden. Die Kräfte am Meßrad werden von einem Drei-Komponenten-Radkraft-Dynamometer auf Quarzbasis ermittelt und elektronisch gespeichert. Um ein übermäßiges Radieren der Meßräder zu verhindern, werden die Trajektoren durch mitgeführtes Wasser benetzt. Folgende Reifen wurden untersucht: Michelin MXT 80 (175 R14 88 T), Michelin MXT 80 (185/70 R 14 88 T) und Michelin Energy MXV 3A (205/60 R 15 91 H). Die Reifen wurden mit einer Radlast von 3000 N bei Geschwindigkeiten von 20 km/h, 40 km/h und 60 km/h belastet. Der 205er Reifen weist mit zunehmender Geschwindigkeit relativ zum 175er Reifen ansteigende Seiten- und Längshaftbeiwerte auf. Die Seitenhaftbeiwerte des 205er Reifens fallen gegenüber den schmaleren Reifen nach dem Maximalwert (bei 8 Grad) steil ab, was beim Gebrauch des Reifens zu Problemen führen kann. Die 175er Reifen zeigen bei 20 km/h etwa 20 % bessere Haftbeiwerte als bei höheren Geschwindigkeiten. Der Einfluß eines zu niedrigen Reifendruckes wurde am 185er Reifen bei 60 km/h gemessen. Beim Bremsen waren die Haftbeiwerte des Reifens mit zu niedrigem Druck (0,6 bar) um 11 % besser, die Seitenführungsmessungen ergaben jedoch 6 % niedrigere Haftbeiwerte. Der maximale Seitenhaftbeiwert des Reifens mit 0,6 bar wurde bei einem Schräglaufwinkel von 24 Grad erreicht und ist damit 14 Grad später als beim Reifen mit normalem Luftdruck.
Seitenführung und Längshaftung. Reifenversuche
Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik ; 34 , 2 ; 53-56
1996
4 Seiten, 5 Bilder
Aufsatz (Zeitschrift)
Deutsch