Zur Beschreibung des Fahrerverhaltens existiert eine Vielfalt von Modellvorstellungen. Diese Vielfalt entsteht durch verschiedene Ansätze und Einsatzbereiche, für die die jeweiligen Modelle entwickelt wurden. So gehen in kognitive Modelle Prozesse der Informationsverarbeitung (Kognition) des Fahrers in die Modellierung ein. Aufgrund dieser zusätzlichen Parameter erlauben diese Modelle, in ihren Grenzen, valide Vorhersagen des Fahrerverhaltens. Um diese Modelle entsprechend parametrieren und verifizieren zu können, ist jedoch ein grundlegendes Verständnis der in Fahrmanöver involvierten kognitiven Prozesse und deren Latenzzeiten von entscheidender Bedeutung. In der neurowissenschaftlichen Forschung hat sich dazu das Elektroenzephalogramm (EEG) als eine Standardmethode zur temporalen Analyse von Gehirnaktivität etabliert. Es wird angenommen, dass verschiedene kognitive Prozesse auch unverwechselbare Aktivitätsmuster im Gehirn haben. Diese Art Fingerabdruck bewusster und unbewusster Prozesse gilt es, durch Muster und Eigenschaften der EEG Daten zu extrahieren, um sie im Kontext der Fahrermodellierung zur Bestimmung der Grenzen einer adäquaten Parametrierung nutzen zu können. Verfahren zur Signaldekomposition ermöglichen die Aufdeckung und Verifizierung dieser komplexen Gedankenmuster. Im Rahmen dieses Beitrages wird dazu am Beispiel eines modifizierten Spurwechseltests nach ISO 3888-2 unter Realfahrbedingungen die Hirnaktivität des Fahrers untersucht. Durch neuronale Indikatoren der motorischen Vorbereitung wird so die minimale Latenzzeit für den Übergang der Manöverauswahl zur motorischen Lenkmanöverinitiierung aufgezeigt.
Neuronale Indikatoren des Lenkbeginns - Mentale Chronometrie untersucht im modifizierten Spurwechseltest
2010
17 Seiten, 12 Bilder, 2 Tabellen, 52 Quellen
Aufsatz (Konferenz)
Deutsch
TIBKAT | 1959
|Online Contents | 2011