In den letzten Jahren ist die ursprünglich definierte Lebensdauer der ersten serienmäßig in Straßenfahrzeugen eingebauten Airbags und Gurtstraffer abgelaufen. Darauf haben die betroffenen Automobilhersteller zum Teil reagiert, indem die garantierte Lebensdauer verlängert oder eine Beschränkung sogar gänzlich aufgehoben wurde. Es stellt sich die Frage, ob pyrotechnische Einrichtungen aufgrund von Alterungsprozessen eine Lebensdauerbeschränkung unterhalb der Lebensdauer des Grundfahrzeuges haben müssen. Mit einer Frontalaufprallserie von sechs Fahrzeugen wurde die Wirksamkeit gealterter Airbags und Gurtstraffer untersucht. Die Messdaten der zehnjährigen Fahrzeuge werden mit den Messdaten der Neufahrzeuge aus dem Jahre 1993 verglichen. Dadurch lassen sich neben Folgerungen zur Funktion der Airbags sowie der Gurtstraffer auch Aussagen über den Insassenschutz im gealterten Zustand machen. Zu den sechs Fahrzeugen mit Airbag wurde ein gleiches Modell des Fiat Tipo, jedoch aus der Zeit vor der Einführung des Airbags in diesem Modell getestet. Die Fahrzeuge wurden vor den Versuchen von Markenwerkstätten geprüft, sodass in den passiven Sicherheitssystemen keine Fehler vorhanden waren. Der Insassenschutz war beim Opel Astra, dem Ford Escort und beim Honda Civic gleich hoch oder besser als im Neuzustand. Alle Frontairbags wurden bei diesen Fahrzeugen gezündet und zeigten ihre volle Schutzwirkung. Die Gurte und teilweise vorhandene Gurtstraffer, Gurtklemmer und Gurtkraftbegrenzer haben funktioniert und trotz Abnutzung und Alterung den sehr hohen Belastungen standgehalten. Die Versuche haben bewiesen, dass die Schutzwirkung von alten und teilweise abgelaufenen Airbags nach wie vor gegeben ist. Bei allen untersuchten Fahrzeugen wurden die Frontairbags durch den Aufprall ausgelöst und die Insassen geschützt. Auch wenn die passiven Sicherheitskomponenten durch Alterung und Abnutzung an Schutzwirkung einbüßten, war der Insassenschutz noch vorhanden. Die Schutzwirkung eines Airbags ist nur solange gegeben, wie er funktionsfähig und aktiviert ist. Eine Airbagdeaktivierung ist keinesfalls als Alternative zum Ersatz des Airbags zu empfehlen. Um die Frage zu beantworten, ob eine pyrotechnische Einrichtung aufgrund von Alterungsprozessen eine Lebensdauerbegrenzung erfordert, müssten für eine statistisch erhärtete Aussage weit mehre Aufprallversuche durchgeführt werden können. Stark abgenutzte Gurte oder gealterte Kunststoffe bieten ein erhöhtes Risiko für ein Versagen der Komponenten im Ernstfall. Durch eine seriöse Fahrzeugwartung können defekte Komponenten erkannt und ersetzt werden.
Sind alte Airbags besser als keine?
Are old airbags better than no ones?
Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik ; 45 , 5 ; 128-136
2007
9 Seiten, 21 Bilder
Aufsatz (Zeitschrift)
Deutsch
Fahrzeugsicherheit , Anwendung im Fahrzeugbau , Airbag , Airbag-Komponente , pyrotechnische Gurtstraffer , Aufblaseinrichtung , Lebensdauer , Automobilzulieferer , Aufprallversuch , Funktionssicherheit , Altauto , Sicherheitseinrichtung (Fahrzeuginsasse) , Altern (Werkstoff) , Messdaten , Pkw (Personenkraftwagen)
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