In Mülheim im Ruhrgebiet steht das größte Pipelinewerk der Welt. Der weltgrößte Röhrenhersteller, Europipe, produziert jährlich ca. eine Million Tonnen Pipelines. Die Werke in Mühlheim, in Frankreich und in Florida sind jedoch nur zu knapp zwei Dritteln ausgelastet, das Unternehmen kann nicht mehr produzieren, es bekommt zu wenig Vormaterial von den Lieferanten. Für viele Pipeline-Projekte wurde die Röhrenlieferung zum entscheidenden Engpass. Verzögerungen von 6 Monaten sind keine Seltenheit und die Marktlage wird sich voraussichtlich bis 2009 nicht ändern. Europipe gehört Salzgitter Mannesmann und der AG der Dillinger Hütte, die gleichzeitig als Lieferanten verdienen. Europipe profitiert von der Globalisierung und dem wachsenden Öl- und Gasbedarf. Der hohe Rohstoffpreis macht die Erschließung neuer Felder wirtschaftlich, die sich bisher nicht lohnten. Außerdem müssen marode Leitungen ersetzt werden, viele Ölleitungen sind 50 Jahre alt oder älter. Sollte das Geschäft mit den Ersatzleitungen in Gang kommen, werden in den nächsten 5 bis 10 Jahren Rohrleitungen in einer Gesamtlänge von 30000 Kilometern erforderlich, das entsprich der heutigen Weltjahresproduktion großformatiger Röhren mit einem Durchmesser von über 50.8 cm. Europipe gilt als technische führend unter Röhrenbauern. Diesen technischen Vorsprung braucht das Unternehmen auch, Inder, Chinesen und Russen steigen ins Geschäft ein bzw. weiten ihre Kapazitäten aus. Angesichts der Konkurrenz werden die künftigen Bezugsquellen und die Eigentümerstruktur von Europipe umso wichtiger.
Zwang zum Seitensprung. Europipe
Wirtschaftswoche ; 40 ; 108-109
2006
2 Seiten, 2 Bilder
Aufsatz (Zeitschrift)
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