Der Nutzen zusätzlicher Elemente der passiven Fahrzeugsicherheit ist umstritten. Noch immer wird jedoch in deren Entwicklung investiert. Fünf Sterne im Euro-NCAP lautet das Ziel vieler OEM. Das bindet Ressourcen, die für Innovationen der aktiven Sicherheit fehlen. Laut BMW hat die passive Sicherheit ihren Zenit längst erreicht. So sind sich die Branchenexperten weitestgehend einig, dass die Anzahl der Airbags nicht mehr steigen wird. Grund für diese Annahmen ist der deutliche Anstieg der verbauten aktiven Sicherheitselemente in den Fahrzeugen. Ihr vorbeugender Schutz, glauben die Fachleute, macht gewisse Elemente der passiven Sicherheit überflüssig. Auf der Einsparliste stehen allerdings nicht allein Airbags. Weiteres Potenzial ist in der verbauten Masse der Karosserie vorhanden. In der Verbrauchergunst liegt die aktive Sicherheit laut der Frost & Sullivan-Studie deutlich zurück. Das ABS ist die einzige Ausnahme. Trotzdem gewinnen die aktiven Sicherheitselemente an Bedeutung. Folglich wird der Anteil der aktiven Sicherheit an der gesamten Wertschöpfung eines automobils in den kommenden Jahren stetig steigen. In zehn Jahren werden laut Prof. Winner (TU Darmstadt) in Fahrzeugen der Ober- und Mittelklasse Spurverlassenswarner, Frontkollisionschutzsysteme und Spurwechselassistenten verbreitet sein. Eine entscheidende Frage bleibt, ob die Kunden aktive Sicherheitssysteme akzeptieren. Die Branchenfachleute sind sich allerdings einig: Ohne die aktiven Sicherheitssysteme ist das EU-Ziel, die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2010 zu halbieren, nicht zu erreichen. Ein kompletter Übergang zur aktiven Sicherheit ist eher unrealistisch. Deshalb werden die bekannten passiven Systeme mit den entsprechenden bekannten Zulieferern auch weiterhin ihre Berechtigung und Aufgaben haben. Die Zulieferer müssen sich zügig auf die neuen Anforderungen in der Sicherheitstechnik einstellen, schon allein weil die Wachstumschancen im Bereich der passiven Sicherheitstechnik immer weiter schwinden. Im Gegenteil ist mit sinkenden Umsätzen zu rechnen. Nicht wegen des Aussterbens des Airbags, sondern wegen des Kostendiktats der OEM, unter dem die pasive Sicherheitstechnik seit Jahren steht. Dennoch laufen Zulieferer, die bis heute auf dem Feld der aktiven Sicherheit noch nicht tätig wurden, Gefahr den technologischen Anschluss zu verlieren.
Grenzenlose Sicherheit
Extreme safety
Automobil Industrie ; 51 , 5 ; 34-40
2006
7 Seiten, 4 Bilder, 1 Tabelle
Aufsatz (Zeitschrift)
Deutsch
Anwendung im Fahrzeugbau , Automobilindustrie , Fahrzeugausrüstung , Fahrzeugsicherheit , technische Entwicklung , Auslegung (Dimension) , Pkw (Personenkraftwagen) , Trend (Entwicklung) , Innovation , Airbag , Sicherheitseinrichtung (Fahrzeuginsasse) , Karosserie , Kraftstoffverbrauch , ABS (Antiblockiersystem) , Fahrzeugelektronik , Wirtschaftswachstum , Umsatz , Kollisionsschutz , Fahrerassistenzsystem , Fahrzeugführung , Automobilzulieferer
Grenzenlose Sicherheit: passive und aktive Sicherheit
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