Vor der Inbetriebnahme einer neuen Technik muß die Gewährleistung der Sicherheit nachgewiesen werden. Die Methodik der Risikoanalyse ist dabei nicht nur bei Sicherheitsbetrachtungen für neue Techniken anwendbar, sondern auch zur Überprüfung der Anwendung bestehender Regelwerke. Das Vorgehen zur Risikoanalyse wird am Beispiel von oberirdischen Bahnsteigen außerhalb von Hallen demonstriert. Grundlage zur Gefahrenidentifikation ist eine umfangreiche Systemidentifikation, die das System Bahnsteig anhand von Komponenten und der mit ihnen Verbundenen Funktionen beschreibt. Bestimmten Komponenten können Szenarien zugeordnet werden, die eine Räumung des Bahnsteigs erforderlich machen, wie Halt oder Durchfahrt eines brennenden Personenzugs. Die Eintrittswahrscheinlichkeit wird aus bahninternen Statistiken abgeleitet. Die Versagenswahrscheinlichkeit, daß die vorgesehene Selbst- und anschließende Fremdrettung nicht gelingt, kann mittels eines Ereignisablaufs festgestellt werden. Zur Risikobewertung wird das MEM-Prinzip (Minimum Endogenous Mortability = minimale endogene Sterblichkeit) aus der CENELEC-Norm (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung) der DIN EN 50126 verwendet. Aus der beschriebenen risikoorientierten Betrachtung kann festgestellt werden, daß die nach Richtlinie 813 der DB AG dimensionierten Zugangs- und Treppenbreiten in der Regel ausreichend sind und daß nicht alle Forderungen des Brandschutzes im Hochbau bei Bahnsteigen außerhalb von Hallen eingehalten werden müssen.
Risikoanalyse - Instrumentarium zur Überprüfung aktueller Regelwerke
Risk analysis - equipment for the examination of current regulations
ZEVrail Glasers Annalen ; 128 , 10 ; 468-473
2004
6 Seiten, 3 Bilder, 8 Quellen
Aufsatz (Zeitschrift)
Deutsch
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