Mit dem Bau des neuen Werkes am Standort Rüsselsheim ergab sich die seltene Chance in großem Maße Arbeitsplatzgestaltung konzeptiv zu betreiben und dadurch bestehende ergonomische Schwachstellen in der Fahrzeugmontage zu beseitigen und das Mitarbeiterpotential effektiv und gesundheitsverträglich einzusetzen. Effiziente und effektive ergonomische Gestaltung benötigt einen innerbetrieblichen Ergonomieprozess, der durch Werkzeuge zur ergonomischen Arbeits(platz)bewertung und Training in Ergonomie flankiert sein muss. Diese Werkzeuge sollten dabei sowohl am konkreten Arbeitsplatz zur Analyse des Ist-Zustandes einsetzbar sein, als auch in der Produktentwicklung und Fertigungsplanung frühzeitig behilflich sein ergonomische Schwachstellen zu erkennen. Sie sollten darüber hinaus für die Erfüllung rechtlicher Anforderungen z.B. EU-Rahmenrichtlinie Arbeitsschutz - deutsche Umsetzung als Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), EU-Maschinenrichtlinie - deutsche Umsetzung als Gerätesicherheitsgesetz (GSG) geeignet sein. Beim Ergonomietraining ist auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der betrieblichen Ebenen einzugehen. So müssen dem Management unter anderem auch die wirtschaftlichen Vorteile ergonomischer Arbeitsgestaltung erläutert werden (Ergonomietraining von 30 Min. für ein Management Kick-off bis zu 40 Stunden für Ingenieure im Entwicklungszentrum). Auch der Produktentwicklung muss deutlich werden, dass sie ergonomierelevante Entscheidungen trifft. Eine Karosserienaht im Motorraum z.B. erzeugt ergonomisch belastende Arbeitssituationen, da bei der Nahtabdichtung entweder Überkopfarbeit oder stark gebeugte und verdrehte Rumpfhaltungen entstehen. Zielsetzung bei der Gestaltung der neuen Montagelinie war es Stationen mit belastenden Takten zu vermindern. Basis hierfür ist das NPW (New Production Worksheet), welches eine Bewertung einzelner Takte oder der sie aufbauenden Operationen auf Basis eines Ampelschemas (rot, gelb, grün) ermöglicht. Ausgewählte Gestaltungsbeispiele betreffen einerseits die prozeßseitige Verbesserung: durch anpaßbare Arbeitshöhen (Montage am Schweller, Innenraummontage, Motorraummontage), durch Modulbauweise (Cockpit, Leitungsmodul), durch Handhabungsgeräte (Einlegen Reserverad, Sitzeinbau, Handling Frontscheibe) und andererseits die produktseitige Verbesserung z.B. Dämpfer Heckraumdeckel. Die Montagelinie wurde von 258 auf 180 Stationen verkürzt, die Fertigungstiefe reduziert. Der Montageprozeß selbst bestimmt nunmehr die Länge der Montagelinie und nicht mehr das anzustellende Material. Eine kurze Montagelinie in Verbindung mit der neu aufgebauten business mall, welche die zu verbauenden Teile in Liniensequenz anliefert, erzeugt durch reduzierte Verschwendung z.B. in Form von Wegezeiten hohe wertschöpfende Zeitanteile. Nach Aussage der Arbeitsmedizin ist jedoch durch die verbesserte ergonomische Gestaltungsgüte die Einsatzmöglichkeit für Leistungsgeminderte deutlich gesteigert worden. Das bedeutet aber auch für alle Werker, dass die verminderten Belastungen zu geringeren Ermüdungen und Beschwerden führen. Auf Dauer sind mit geringeren Abnutzungen des muskuloskelettalen Systems zu rechnen. Dies bedeutet weniger Fehlzeiten, Einsatzfähigkeit auf bleibendem Niveau, höhere Produktivität und Flexibilität, verminderte Fehlerrate.

    Making the decision to build up a new leanfield plant at Opel Rüsselsheim offered a huge challenge for conceptive (proactive) ergonomic design. Good ergonomic success at the shop floor requires a company internal ergonomics process that is supported by appropriate organizational structures, ergonomic evaluation tools and ergonomics training. All these aspects had been realized when an ergonomics process at Adam Opel AG was initiated and implemented. In a joint venture of the Institute of Ergonomics, Darmstadt University of Technology (IAD) and Adam Opel AG, supported by General Motors Europe, an ergonomics training program and an ergonomics evaluation tool - the New Production Worksheet (NPW) - was realized and trained to various groups from the plants and the International Technical Development Center (ITDC). The NPW allows to carry out ergonomic risk assessments in the plants at shop floor level as well as in the design stage at the Tech Center and supports a standardized communication in between these two institutions in order to improve ergonomic design quality within the vehicle development process. During the development of the NPW, an entire assembly line was analyzed and evaluated at Rüsselsheim plant. The outcome of these activities were a good basis for the design of the workstations at lean field. Examples of good practice and lessons learned of this ergonomics design process are shown in the article.


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    Titel :

    Ausgewählte good practice Beispiele aus dem neuen Opel Werk Rüsselsheim


    Weitere Titelangaben:

    Selected examples of good practice approaches from Opel "Leanfield" at Rüsselsheim plant


    Beteiligte:
    Schaub, K. (Autor:in) / Hüttmann, K. (Autor:in) / Grunewald, B. (Autor:in) / Hellwege, H. (Autor:in) / Breitkreutz, H. (Autor:in) / Storz, W. (Autor:in)


    Erscheinungsdatum :

    2003


    Format / Umfang :

    20 Seiten, 32 Bilder, 4 Quellen




    Medientyp :

    Aufsatz/Kapitel (Buch)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch