Zurzeit prüft das Verkehrsministerium 22 Projekte mit einem Bauvolumen in Höhe von 6.6 Milliarden Euro, darunter auch große Magistrale wie die A 5 zwischen Baden-Baden und Offenburg. Diese Projekte sollen über Public Private Partnerships (PPP) finanziert werden, eine Mixtur von privater und öffentlicher Finanzierung von Verkehrswegen. Damit wollen die deutschen Baukonzerne weg vom reinen Baugeschäft hin zum globalen Dienstleistungsgeschäft. Die Baukonzerne sollen dann über die Mautgebühren an der Strecke verdienen. Auf dem o.g. Autobahnstück soll der Baukonzern nur die Lkw-Maut einstreichen können, bei anderen Projekten wie der Brücke zwischen Stralsund und Rügen soll der Baukonzern auch von Privatautofahrern eine Gebühr verlangen können. Der Einstieg in deutsche Mautprojekte lohnt sich, das zeigt die interne Kalkulation für das Automobilteilstück der A8 (Albaufstieg). Die reinen Baukosten betragen 350 Millionen Euro, aufgeschlagen wird 1/3 der Bausumme für Entwicklungs- und Finanzierungskosten. Von den dann 480 Millionen Euro wird ein Viertel als Eigenkapital zur Verfügung gestellt, also 120 Millionen Euro. 150 Millionen Euro, 30 %, zahlt die öffentliche Hand. 210 Millionen Euro sollen von einem Bankenkonsortium fremdfinanziert werden. Das ergibt bei einer Mautgebühr von 4 Cent pro Kilometer eine Eigenkapitalrendite zwischen 12.4 % und 14 %. Im normalen Baugeschäft sind höchstens zwischen 1 % und 3 % zu erzielen. Auf den deutschen Markt drängen jetzt vor allem spanische Baukonzerne, die zu den erfahrensten Betreibern weltweit gehören. Die größten Anbieter für den Bau und Betrieb von Fernstraßen und Autobahnen sind die Konzerne Dragados und Ferrovial. Trotz ihrer Stärke lassen die Spanier allerdings keine deutschen Konzessionsanbieter auf den eigenen Markt. Bereits in der Vorqualifikationsphase werden die deutschen Bewerber ausgesondert. Dies ist möglich, weil jedes Land für das EU-weite Ausschreibungsverfahren eigene nationale Regeln hat. Die Deutschen sind aus ordnungspolitischen Gründen nur wenig protektionistisch.
Protze. Fernstraßen und Autobahnen sollen privatisiert werden
Planned privatisation of long-distance roads and highways in Germany
Wirtschaftswoche ; 47 ; 76-78
2002
2 Seiten, 2 Bilder, 1 Tabelle
Aufsatz (Zeitschrift)
Deutsch
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