Der EU-Wettbewerbskommissar Monti will die Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) über Bord werfen, nach der die europäische Automobilindustrie den Verkauf ihrer Produkte weitgehend frei von Wettbewerb gestaltet. Die GVO läuft Ende 2002 aus. Der gesamten Vertriebsstruktur für Automobile droht nun ein Umbruch: Der Verkauf von Neuwagen in Supermärkten könnte jetzt zum Regelfall werden. Details der Pläne der Wettbewerbskommission sind bekannt. Demnach wird die GVO zwar nicht ersatzlos gestrichen, doch wird die Nachfolgeregelung, die bis 2010 gelten soll, eine Reihe von Öffnungsklauseln enthalten. In dieser 'Schirm'-GVO mit eingeschränkter Schutzfunktion soll der Gebietsschutz entfallen, der es Vertragshändlern bisher verbietet, im Gebiet ihres Markenkollegen Niederlassungen oder Servicestützpunkte zu eröffnen. Auch die Beschränkung des Händlers, nur eine Marke oder nur Marken eines Konzerns zu vertreiben, soll fallen. Zur Disposition steht auch die Verknüpfung von Autohandel und Service. Sowohl die Autohersteller als auch die europäischen Kfz-Betriebe fürchten eine so weit reichende Liberalisierung, da ohne Gebietsschutz die Existenz der Hälfte der 120000 europäischen Vertragshändlier auf dem Spiel stehen. Nach Ansicht des Wettbewerbskommissars haben die europäischen Autohersteller im Schutz der Ausnahmeregel ein Kartell zum Nachteil des Kfz-Handels und der Verbraucher organisiert, um ihre Produkte zu überhöhten Preisen verkaufen zu können. Nach Untersuchungen liegen die Preisunterschiede in den einzelnen Ländern der EU um bis zu 45 % auseinander. Lediglich bei BMW und Mercedes-Benz liegt die Preisdifferenz bei unter 10 %. Das Argument der Hersteller, die bestehenden Preisunterschiede seien auf die unterschiedliche Besteuerung von Autokäufern und auf Wechselkursschwankungen zurückzuführen, sticht nicht mehr. Bei einer schlagartigen Preisanpassung im Gefolge einer GVO-Aufhebung würden den Autokonzernen schwere Umsatz- und Gewinneinbußen drohen.


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    Titel :

    Radikaler Umbruch. Autohandel


    Weitere Titelangaben:

    Car trade in Europe. The EC commissioner wants to restructure the trade of cars in Europe


    Beteiligte:
    Handschuch, K. (Autor:in) / Rother, F.W. (Autor:in)

    Erschienen in:

    Wirtschaftswoche ; 38 ; 88-91


    Erscheinungsdatum :

    2001


    Format / Umfang :

    2 Seiten, 4 Bilder, 1 Tabelle



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch