Einige Beispiele aus der Laborpraxis sollen den Anwender bauteilmetallographischer Methoden dafür sensibilisieren, dass ein Replika kein Schliff ist. Die hohe Qualität der heute herstellbaren Oberfiächengefügeabdrücke suggeriert mitunter das Gegenteil. Obwohl die laterale Auflösung der meisten Abdruckmethoden einem realen Schliff kaum mehr unterlegen ist und die Auflösungsmöglichkeiten der Lichtmikroskope bei Weitem übersteigt, darf dennoch nicht übersehen werden, dass nur der Befund an der unmittelbaren Bauteiloberfläche repliziert werden kann. Schadens- Ursachen und Gefügefehler erschließen sich mitunter aber erst nach Kenntnis der Verhältnisse im Gesamtquerschnitt. Für eine Vorbewertung freilich sind Replikas in jedem Falle hilfreich. Auch gibt es in der Technik eine Vielzahl von Anwendungen, in denen prinzipiell ausschließlich der Oberflächengefügeabdruck zur Verfügung steht und eine zerstörende Gefügeuntersuchung am Bauteilquerschnitt unmöglich ist, beispielsweise bei der Restlebensdauerbewertung in Kraftwerken und Raffinerien. Hier hat sich die Replikatechnik in Jahrzehnten der Anwendung als sichere Bewertungsmethode etabliert und bewährt. Wer jedoch Schadensfalle ausschließlich anhand von Oberflächengefügeabdrücken aufklären muss, sei vor der Möglichkeit von Fehlinterpretationen gewarnt.
Die Fallstricke der Bauteilmetallographie
2013
10 Seiten, 16 Bilder, 9 Quellen
Aufsatz (Konferenz)
Deutsch
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