Das Wissen über die Auswirkungen von Anhängerkupplungen ist bei den Sachverständigen auf weitgehende individuelle Erfahrungen begrenzt. Es gibt derzeit keine genaueren Erkenntnisse über den Einfluss der Anhängerkupplung auf das Stoßverhalten der Fahrzeuge. Ziel der beschriebenen Versuche war es daher, eine Aussage über das Verhalten moderner Fahrzeuge beim Auffahrunfall auf eine Anhängerkupplung zu erarbeiten. Der Sachverständige kann im Allgemeinen auch nicht sicher beurteilen, ob die Anhängerkupplung nach einem Unfall noch verwendungsfähig ist. Das führt dazu, dass die Kupplung oftmals prophylaktisch getauscht wird. Zu diesem Zweck ist auf der Crashbahn des Allianz Zentrum der Technik (AZT) eine Versuchsserie in Auffahrkonfiguration mit fünf Fahrzeugen gefahren worden. Mit diesen Versuchen waren durch definierte kollisionsbedingte Geschwindigkeitsänderungen Schadenbilder zu erzeugen, die anschließend Vergleiche ermöglichen sollten. Auch bei diesen Versuchen wurde teilweise der Einfluss von Lageänderungen des Fahrzeugs, z. B. beim Bremsen, untersucht. Zusätzlich sollte die Insassenbelastung objektiv ermittelt werden. Dazu wurden Fahrzeuge in Normallage und in bremsgetauchtem Zustand im niedrigen Geschwindigkeitsbereich getestet. Die Versuche wurden ohne seitlichen Versatz (Offset) gefahren. Beide Fahrzeuge wurden in x-Richtung gerade ausgerichtet. Die Versuchsanordnung ist ein Heckaufprall auf ein stehendes Fahrzeug. Der Vorgabewert ist nicht die Aufprallgeschwindigkeit, sondern die Geschwindigkeitsänderung des gestoßenen Fahrzeuges. Damit soll eine innerhalb der Versuchsserie vergleichbare Unfallschwere erreicht werden. Nach den Versuchen wurden die Fahrzeuge teilzerlegt und befundet. Die Anhängerkupplungen, die nicht offensichtlich beschädigt waren, sind zur Vermessung und Rissprüfung an eine Fachfirma versandt worden. Bei allen Versuchen mit beiden Fahrzeugen in Bremslage wurden die Anhängerkupplungen unterfahren. Bei den Fahrzeugen in Ruhelage traf der Querträger dagegen die Anhängerkupplung im Bereich des Kugelkopfs und es kam nicht zum Aufgleiten des gestoßenen Fahrzeugs. Das Schadenbild ist dementsprechend unterschiedlich, weil beim Auftreffen des Kugelkopfes auf den Querträger dieser die Energie aufnimmt und unter Umständen vollständig abbaut. Ein Überfahren der Anhängerkupplung wurde in den Versuchen nicht beobachtet. Das Unterfahren wird auch durch die Form der Anhängerkupplung beeinflusst. Wenn diese eine entsprechende Schräge aufweist, gleitet das gestoßene Fahrzeug sehr weit auf den stoßenden Querträger auf und kann unter Umständen mit den Hinterrädern vollständig frei gehoben werden. Streng senkrechte oder auch gestufte Formen behindern das Aufgleiten, so dass auch bei Bremslage ein Verhalten wie bei Ruhelage auftreten kann. Aus den für diese Untersuchung zur Verfügung stehenden sieben Versuchen können bereits einige Rückschlüsse auf das Verhalten der Fahrzeuge für die Beurteilung des realen Unfallgeschehens gezogen werden. Für den Sachverständigen bietet das Schadenbild am stoßenden Fahrzeug nach einer Kollision mit einer Anhängerkupplung teilweise gute Anhaltspunkte für die Lage der Fahrzeuge und die Art des Stoßes. Die Gegenüberstellung beider Fahrzeuge ist erforderlich, um die Ruhelage des Anhängerkupplungs-Kugelkopfes in Bezug auf den Querträger des stoßenden Fahrzeugs zu ermitteln. Als Daumenregel kann festgestellt werden, dass eine schräg ausgebildete Unterkante der Anhängerkupplung in Verbindung mit einem Aufgleiten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu Schäden an der Kupplung führt. Die Probanden blieben bei den hier getesteten Geschwindigkeitsänderungen bis an die 10-km/h-Marke heran alle vollständig beschwerdefrei. Durch die jüngsten Versuchsreihen des AZT wird die 11-km/h-Marke erneut als unbedenklich bestätigt. Bild- und Videodokumentationen zu den Versuchen sind unter www.crashtestservice.com abrufbar.


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    Titel :

    Heckaufprallversuche auf Fahrzeuge mit Anhängerkupplung


    Weitere Titelangaben:

    Rear-impact crash tests on vehicles with a tow bar


    Beteiligte:

    Erschienen in:

    Erscheinungsdatum :

    2008


    Format / Umfang :

    9 Seiten, 14 Bilder, 3 Tabellen



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch




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