Die Präsidentschaftswahlen in den USA entwickeln sich immer mehr zur Bühne, auf der auch die Zukunft der nordamerikanischen Autoindustrie entschieden wird. Vor allem die demokratischen Kandidaten überbieten sich mit Plänen, die Autoindustrie zum Bau sparsamer und klimafreundlicherer Fahrzeuge zu zwingen. Auch in den Reihen der Republikaner mehren sich scharfe kritische Töne. Die Vorschläge der Präsidentschaftskandidaten treffen die US-Autoindustrie in einer schwierigen Lage. Eine verfehlte, auf Spritverbrauch zielende Modellpolitik, Rabattschlachten und milliardenschwere Pensionslasten haben Ford, GM und Chrysler in eine lebensbedrohliche Krise gestürzt. Kommen nun noch neue Umweltauflagen, droht den Konzernen der Absturz. Bei Verbrauch und CO2-Ausstoß sind die Konkurrenten aus Europa oder Japan teilweise haushoch überlegen, so dass sich die deutsche Automobilindustrie über strengere Umweltauflagen in den USA nur freuen kann. Vor allem innovative Zulieferer wie Bosch oder Continental, die bei wichtigen Spritspartechniken weltweit führend sind, werden profitieren. Der Demokrat Obama will per Gesetz festschreiben, dass der Verbrauch von Neuwagen jedes Jahr sinken muss, so dass die Autos 2030 nur noch die Hälfte verbrauchen. Zur Unterstützung soll der Staat einen Teil der Krankenversicherungslasten der Hersteller übernehmen, so dass die Konzerne das eingesparte Geld in die Entwicklung von Spritspartechniken investieren können. Obama will außerdem die Herstellung von Biokraftstoffen mit Wagniskapital unterstützen. In 10 Jahren soll jeder verkaufte Neuwagen in den USA neben Benzin oder Diesel auch für Biokraftstoffe geeignet sein. Behörden sollen ab sofort nur noch solche Autos kaufen dürfen. Mittelfristig sollen Plug-in-Hybridautos angeschafft werden, Hybridfahrzeuge also, deren Batterie an der Steckdose aufgeladen werden kann. Die Demokratin Clinton will bis 2020 den Verbrauch amerikanischer Autos um fast 40 % senken, bis 2030 um mehr als 50 % und die Öl-Importe um zwei Drittel reduzieren. Mit Steuererleichterungen und Milliardenkrediten sowie der gezielten Förderung von Plug-in-Hybridautos und Biokraftstoffen soll die Trendumkehr unterstützt werden. Bei den Republikanern sind konkrete Aussagen über die Autoindustrie eher Mangelware, nur McCain plant strengere Vorgaben beim Kraftstoffverbrauch. Die Unabhängigkeit von Öl-Importen ist aber ein Top-Thema für alle Republikaner im Wahlkampf. McCain hatte schon vor Jahren eine Klimaschutzstrategie ausgearbeitet und für eine Absenkung um 65 % der CO2-Emissionen bis 2050 plädiert. Auch unter einem Präsidenten Bloomberg hätte die Automobilindustrie wenig zu lachen, er schätzt den Klimawandel als eine der dringlichsten Herausforderungen ein und fordert Hybridtaxis für New York und eine Citymaut für Manhattan.


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    Titel :

    An die Steckdose. US-Autoindustrie


    Beteiligte:

    Erschienen in:

    Wirtschaftswoche ; 3 ; 62-63


    Erscheinungsdatum :

    2008


    Format / Umfang :

    2 Seiten, 4 Bilder



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch




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